„RHEINGOLD“ IN MÜNCHEN

Die ungewollte Uraufführung

von Redaktion

Von Anfang an wollte Richard Wagner seinen „Ring des Nibelungen“ im Rahmen eines eigenen Festspiels präsentieren – wenn da nicht sein finanzkräftiger Unterstützer und Extremfan König Ludwig II. gewesen wäre. Wegen dieser Abhängigkeit war der Komponist genötigt, einer vorgezogenen Uraufführung des „Rheingolds“ in München zuzustimmen. Doch Wagner befürchtete, dass der Abend zu dürftig wird. Der Monarch ließ sich allerdings von seinen Plänen nicht abbringen. Zwei Wochen vor der Premiere telegrafiert Wagner an Ludwig: „Mir bleibt jetzt nur, Eure Majestät auf das Feierlichste zu beschwören, die Aufführung gänzlich abzubefehlen. Für alle Zeiten ist das große, so hochsinnig beschlossene Unternehmen verdorben, wenn es so begonnen wird. Dies mein letztes Wort!“ Als auch noch der vorgesehene Dirigent und Wagner-Getreue Hans Richter Bedenken anmeldete, war der König sauer: „Wahrhaft verbrecherisch und schamlos ist das Gebaren von Wagner und dem Theatergesindel. Es ist dies eine offenbare Revolte gegen meine Befehle, und dies kann ich nicht dulden. Richter darf nicht mehr dirigieren und ist augenblicklich zu entlassen.“ Später bereute Ludwig diese Reaktion und bat Wagner um Vergebung. Die Premiere von „Rheingold“ fand trotz der Querelen am 22. September 1869 statt – in Abwesenheit des verärgerten Komponisten.
TH

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