„Es war ein wilder Trip“

von Redaktion

Eine Maffay-Biografie in Fotos

Am liebsten motorisiert: Peter Maffay zusammen mit dem Drachen Tabaluga im Marienkäfer-Käfer. © Fotos: Red Rooster

Gute Zeit: Udo Lindenberg, Maffay und Frau Hendrikje.

Maffay 1987 – einer der ersten West-Rocker in der DDR.

Superstar und Papa: Peter Maffay in den Achtzigern mit Tina Turner und heute mit Töchterchen Anouk.

Whiskey war gestern: Peter Maffay ist dem Rock‘n‘Roll treu geblieben – gießt sich heute aber lieber einen Tee ein. © Reto Klar

Born to be wild: Peter Maffay als kleiner Rocker in Siebenbürgen auf Papas Motorrad – und als Schlagerstar mit Stil in den Siebzigern.

Da sucht einer schon früh das Abenteuer: Ein Bub, dessen Hände kaum das Lenkrad erreichen, sitzt auf einem Motorrad, den Blick keck zur Seite gerichtet – „born to be wild“! Das Schwarz-weiß-Foto zeigt Klein-Peter Maffay im Alter von kaum drei Jahren in seiner Heimat Siebenbürgen. „Ich hatte von klein auf eine Schwäche für fahrbare Untersätze“, schreibt er neben dem Bild. „Mein Vater tickte da genauso wie ich. Irgendwann hat er mich einfach auf sein Motorrad gesetzt, und da habe ich Feuer gefangen.“

Peterchens Mopedfahrt ist nur eines von vielen sensationellen Motiven im Bildband „Kein Weg zu weit – 55 Jahre Rock’n’Roll.“ Und es ist der Beweis für zwei Dinge: Eigentlich ging es schon viel früher los mit dem Rock’n’Roll. Und dieses Buch ist ganz klar eine Herzensangelegenheit. Maffay bestätigt das, als unsere Zeitung ihn am Rande der Frankfurter Buchmesse spricht. „Meine Autobiografie reicht ja nur bis zum Jahr 2000 – da kamen wir bei einem Bier auf die Idee: Die Zeitspanne danach sollten wir mal auffüllen“, sagt der 75-Jährige lachend und schiebt ernster nach: „Bilder zeigen die Geschichte oft klarer, als man sie verbal darstellen kann.“

In der Tat sind die gewohnt famos in Szene gesetzten Live-Auftritte und Schnappschüsse hinter der Bühne für Fans allein schon die Anschaffung wert – aber „Kein Weg zu weit“ zeigt eben auch einen echten Werdegang. Vom Einwanderer-Kind und mäßigen Geigen-Schüler zum Schlager-Jüngling, vom Rocker mit ruinösem Lebensstil bis zum sozial engagierten Superstar, der mit 20 Nummer-eins-Alben und über 50 Millionen verkauften Tonträgern der erfolgreichste Künstler in Deutschland ist.

Wenn nicht schon seine Eltern einen mutigen Weg gewagt hätten, wer weiß, ob der am 30. August 1949 geborene Peter Alexander Makkay im siebenbürgischen Kronstadt einen vergleichbaren Lebenslauf hingelegt hätte. Als er 13 war, ließen sie alles zurück, flohen vor dem kommunistischen Regime Rumäniens. „Ich habe gelernt, dass das Überwinden von Widerständen notwendig ist, um irgendwann selbstbestimmt leben zu können. Wenn man sich behaupten will, muss man sich anstrengen und hoch springen – besonders dann, wenn man klein ist.“

Schlager war für ihn ein notwendiges Übel, um überhaupt Platten aufnehmen zu können. „Als der Song ,Du‘ dann so erfolgreich war, hatte ich einen Stempel drauf.“ 1983 überraschte der Musiker dann plötzlich als Märchenerzähler. Wegen „Tabaluga“ wurde er wieder von manchen belächelt. Aber der mutige Drache war ein Glücksfall – nicht zuletzt für die jährlich 1500 benachteiligten Kinder, die in den Häusern der „Tabaluga“-Stiftung zu Gast sein dürfen – und immens erfolgreich. „Ich habe ein paar Mal auf die Mütze gekriegt“, resümiert Maffay. „Es war ein wilder Trip, aber ich bereue ihn nicht.“

Eines war stets klar, sagt er: „Wir spielen Rock’n’Roll. Den wirst du erst los, wenn du in der Urne liegst.“ Trotzdem ist jetzt mit seinem Abschied von den großen Tourneen kürzertreten angesagt – auch wenn es sich noch nicht so anfühlt. Das neue Buch, der Erfolg des Live-Albums „We love Rock’n’Roll“ vom Finale in Leipzig – all das schiebe eine „Bugwelle der Aktivitäten“ vor sich her. Aber bald wird er endlich mehr Zeit für die Familie haben. „Das ist jetzt der Schwerpunkt, daraus ziehe ich meine Energie. Das Zeitfenster ist für mich als später Papa doch ziemlich klein – da will ich nichts verpassen.“

Eines der Bilder im Buch zeigt ihn mit Töchterchen Anouk, zu dem Zeitpunkt etwa im gleichen Alter wie der kleine Siebenbürger Rocker auf dem Motorrad, auf dem Weg zum Kindergeburtstag – die Krone hat der mächtig stolze Papa auf. Daneben steht: „Der wahre Rock‘n‘Roll.“
JOHANNES LÖHR

Peter Maffay:

„Kein Weg zu weit – 55 Jahre Rock’n’Roll“. Klartext-Verlag, 240 Seiten; 49,95 Euro.

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