Heftiger wurde in Bayreuth kein „Ring“ abgelehnt, es kam bekanntlich zu Nahkämpfen im Publikum. 1980, nach der letzten „Götterdämmerung“, gab es dann über 90-minütige Ovationen und 101 Vorhänge: Die Inszenierung von Patrice Chéreau, erstmals 1976 beim 100-jährigen Bestehen der Festspiele gezeigt, wurde endgültig zum „Jahrhundert-Ring“. Der Franzose führte vor, wie Wagner Gesellschaftspolitisches und die negativen Folgen der Industrialisierung mithilfe von mystischen Figuren transportierte. Diese Kapitalismuskritik mochten sich die Orthodoxen zunächst nicht bieten lassen. Neben der inhaltlichen Aussage glänzte dieser „Ring“ mit immenser Schauspielqualität. Ungewöhnlich auch das pathosfreie Dirigat von Pierre Boulez. Gottlob wurde alles mitgeschnitten, eine technisch überarbeitete Version ist auf Blu-ray und DVD erhältlich.
TH
Wagner:
„Der Ring des Nibelungen“. Bayreuther Festspiele, Patrice Chéreau, Pierre Boulez.
★★★★★ Hervorragend