Würden Sie diesem Mann Ihr Auto leihen? Auf jeden Fall, aber nur ein teures! Bryan Ferry war Mitte der Siebzigerjahre als Sänger von Roxy Music bereits eine Ikone in Sachen Stil und Sexiness, keiner sah im Tuxedo so gut aus. Als er, zunächst parallel, seine Solo-Karriere startete, schien er das Motto der Band auf die Spitze zu treiben: „Remake, remodel“. Die guten Dinge im Pop waren seit den Zwanzigerjahren alle schon da, man musste ihnen nur einen neuen, futuristischen Twist geben. Doch erwies sich im Laufe der Jahre, dass der postmoderne Ansatz auch gut ohne Avantgarde auskommt. Das zeigt dieser schöne Karriere-Überblick: Ferry genügte sich selbst oft als Interpret diverser Standards, die er mit dem dramatischen Timbre seines Tenors veredelte. Eigene Stücke wie „Your painted Smile“ (auch jüngere wie der Lounge-Disco-Hit „You can dance“) fügen sich ein in diesen Sound, der mal nach Cocktail-Party klingt, mal nach dem melancholisch-verkaterten Blick durchs Panoramafenster am Tag danach.
LÖ
Bryan Ferry:
„Retrospective: Selected Recordings 1973–2023“ (BMG).
★★★★☆ Hörenswert