UNSERE KURZKRITIKEN

Glänzende Geschichte

von Redaktion

Ausgerechnet sein Erzfeind Cicero hat ihn gewarnt: Schon zwei Jahre vor der Ermordung Caesars († 44 v. Chr. ) baut er in seine Rede „Pro Marcello“ ein Raunen über Mordpläne gegen Caesar ein und legt dabei die richtigen Spuren – doch Caesar macht sich zu große Illusionen über die Loyalität seiner Leute. Deren Unzufriedenheit wächst, da sich ihre Karrierechancen durch zwei Faktoren verkleinern: durch die Existenz des Diktators und durch Wiederaufnahme der begnadigten Gegner. So steht Caesars Milde dem dauerhaften Machterhalt im Weg. Hinter der freundlichen Maske sehen seine Opponenten die Fratze der Tyrannei, die zudem die Zerstörung der alten Republik betreibt. So beschreibt der Althistoriker Michael Sommer zunächst auf ca. 250 Seiten die wichtigen Aktanten, bevor er das Attentat selbst in zehn Seiten abhandelt, um danach auf den letzten neun Seiten den spannendsten Teil vorzulegen: den Konflikt um die Deutungshoheit des Geschehenen, also den Propagandakrieg. Glänzend formuliert, detailreich, leicht lesbar, spannend.
HILO

Michael Sommer:

„Mordsache Caesar“. C. H. Beck, 316 Seiten, 26 Euro.


★★★★☆ Lesenswert

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