Die Könige des Kabaretts

von Redaktion

Politik und Poesie bei der Verleihung der Auszeichnungen im Münchner Lustspielhaus

„Dass wir das noch erleben dürfen“: Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer freuen sich über den diesjährigen Ehrenpreis. © Viviane Simon/API

Gutes Team: Eva Karl Faltermeier und Michael Altinger.

Youtube machte ihn groß: „Creator“ Phil Laude (re.) mit Laudator Oguz Yilmaz © Roman BABIRAD

Ein (Ex-)Politiker als Laudator: Peer Steinbrück (li.) und Hauptpreisträger Florian Schroeder. © ROMAN BABIRAD

Münchnerin mit Migrationshintergrund: „Senkrechtstarterin“ Ana Lucia. © Roman BABIRAD

Liedermacher mit Biss: Musikpreisträger Bodo Wartke kann mehr als Zungenbrecher. © Viviane Simon/API

Als die Auszeichnung zum ersten Mal vergeben wurde, sei in den Isarauen noch der Tyrannosaurus Rex unterwegs gewesen, behaupteten die Moderatoren Eva Karl Faltermeier und Michael Altinger. Ein bisschen Übertreibung darf schon sein im Jubiläumsjahr – fest steht, dass sich der Bayerische Kabarettpreis in den 25 Jahren seines Bestehens großes Renommée erworben hat. Jahr für Jahr werden die jeweiligen Königinnen und Könige der Kleinkunst geehrt, dazu – es soll ja auch für den Nachwuchs gesorgt sein – Prinzen und Prinzessinnen. Insofern war die jüngste Verleihung im Münchner Lustspielhaus sozusagen die Krönung.

Und immer wieder eine hochpolitische Angelegenheit, wie die Wahl des diesjährigen Hauptpreisträgers Florian Schroeder zeigt. Nicht nur, weil mit Peer Steinbrück ein (Ex-)Politiker die Laudatio hielt und den Wahl-Berliner mit badischen Wurzeln als „Allroundgenie“ würdigte, „das den Leuten beibringt, in den Spiegel zu schauen“. Der solchermaßen Gewürdigte beglaubigte das Lob sofort. Politiker – der anwesende vermutlich ausgenommen – dürften sich heutzutage alles erlauben, Künstler dagegen müssten sich dauernd entschuldigen. Einen deutlichen Appell richtete Schroeder an die mit Sparzwängen konfrontierten Öffentlich-Rechtlichen: „Mehr Mut, weniger Angst!“

Dass der König der Zungenbrecher auch kritisch kann und will, bewies Bodo Wartke („Barbaras Rhabarberbar“), der diesjährige Musikpreisträger, mit einem „Song zur Lage der Nation“, in dem er am Flügel im munteren Boogie-Woogie-Sound Fanatiker aller Couleur vorführte. Ob Nationalist, Fundamentalist oder Rap-Artist – sie hätten alle die gleichen „kranken Gedanken“. Wohin die Reise geht, hatte zuvor „in Zeiten des wachsenden Populismus“ Autor Marc-Uwe Kling klar gemacht, indem er Wartke mit dem „fränkischen Realsatiriker Markus Söder“ in Beziehung setzte, ein Vergleich, der erwartungsgemäß nicht gut für Bayerns Regenten ausging.

Witze über Männer und Frauen – nicht oder nicht nur Ana Lucias Sache. Die Münchnerin mit peruanischen Wurzeln, heuer mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet, sei, so mutmaßte Laudatorin Teresa Reichl als Kind wohl „mit Witzen gefüttert worden“. Die sind ihr gut bekommen, mit erstaunlich erwachsener Lakonie streifte die 25-Jährige ihren Migrationshintergrund, „alternative Cafés“ und den Kapitalismus.

Der diesmal als „Creator“ geehrte Phil Laude hat dagegen, nach eigenen Angaben, „mit Pimmelwitzen angefangen“. Der „Alman von den Socken bis zum Fahrradhelm“ (so Kollege und Laudator Oguz Yilmaz) aus dem fränkischen Hilpoltstein strahlte aus, dass er sich in der Branche längst zuhause fühlt, obwohl für ihn Erfolg so wenig vorstellbar war „wie ein veganes Schäufele“. Nun ist er (Youtube-)King, daher sein Dank auch „an die Algorithmen“.

Als verrücktes (Königs-)Paar können mit Fug und Recht schließlich die überglücklichen Ehrenpreisträger Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer alias Herbert und Schnipsi bezeichnet werden. Laudatorin Martina Schwarzmann tat, was sie am besten kann – sie sang ein Lied mit dem wunderbar schrägen Refrain: „Herbert und Schnipsi, ganz Bayern liebt sie, i kenn‘ koa, die lustiger san wia de zwoa.“ Die beiden dankten mit Szenen einer Ehe. Der Bayerische Kabarettpreis – viel Politik, viel Poesie.
RUDOLF OGIERMANN

Sendehinweis

Eine Aufzeichnung der Verleihung vom Montag zeigt das BR Fernsehen morgen um 21 Uhr.

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