Die Sieger des Wettbewerbs: drei der insgesamt sechs Mitglieder des Matthieu Clement Sextett, das den Jazzpreis abräumte. © TJ Krebs
Man könne nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, heißt es. Freilich eine leichte Übung, verglichen mit der Aufgabe, vor der die Jury des 12. Jungen Münchner Jazzpreises in der lange vorab ausverkauften Münchner Unterfahrt stand: Sie musste gewissermaßen Spargel und Kürbisse gegeneinander abwägen, so unterschiedlich waren Ansätze und Stilistik der drei Finalisten.
Den Auftakt machte der 23-jährige Luxemburger Schlagzeuger Matthieu Clement mit seinem Sextett aus Kölner Musikern. Drei Bläser plus Rhythmusgruppe setzen Jazzhochschulwissen kompetent in soliden modernen Mainstream-Jazz um, harmonisch fein ausgehört, rhythmisch variabel. Hie und da wünschte man sich ein wenig mehr Mut zu mit eigener Duftnote versehenen Ecken und Kanten, das Talent dafür wäre vorhanden. Ein gelungener Auftakt, aber durchaus steigerungsfähig.
Das folgende Trio von Gitarrist Elias Prinz knüpft an die Tradition des Manouche-Jazz à la Django Reinhardt an, holt diese völlig aus der Zeit gefallene Musik indes mit so viel nonchalanter Virtuosität und Liebe zum Detail in die Gegenwart, dass man ihrem Charme kaum widerstehen kann. Hätte es einen in Applaus-Dezibel gemessenen Publikumspreis gegeben, dieses Trio hätte ihn abgeräumt. Im Übrigen war man sich unter den Umsitzenden weitgehend einig, dass man Elias Prinz beim Solistenpreis kaum würde übergehen können.
Für den abschließenden Höhepunkt sorgte mit Renner ein weiteres Münchner Trio. Was der Dreier der Posaune (Moritz) und Schlagzeug (Valentin) spielenden Renner-Brüder mit Bassist Nils Kugelmann in gleichberechtigter Interaktion an Spielwitz und Dynamik aus der eher frugalen Instrumentierung herausholte und zu einem eigenen Bandsound fusionierte, war beeindruckend: Man glaubte, den verdienten Sieger gehört zu haben. Es kam anders. Der Solistenpreis ging an Moritz Renner, womit – ungeschriebenes Gesetz – das Trio nicht mehr für den Bandpreis infrage kam. Der Junge Münchner Jazzpreis ging daher an das Matthieu Clement Sextett: keine Fehlurteile, eher im Rahmen des Ermessensspielraums überraschende Entscheidungen – der eine mag halt lieber Spargel, die andere Kürbis. Zumindest muss sich die Jury keine Befangenheit wegen Lokalpatriotismus vorwerfen lassen.
REINHOLD UNGER