AUSSTELLUNG

Gut in Form

von Redaktion

Die Pasinger Fabrik zeigt „Bauhaus in Bayern“

„Serenity“ – Gelassenheit ist diese Fotografie aus der Ausstellung überschrieben. In solchen Häusern lebt man gern. © Can Dagarslani

Dass es in Bayern Bauhaus gibt, verdanken wir der Post. Architekt Robert Vorhoelzer gilt aus Begründer der „Bayerischen Postbauschule“. Hier das Münchner Paketzustellamt, erbaut zwischen 1924 und 1927. © Jean Molitor

Manchmal sind die Gourmethäppchen des Münchner Kunstbetriebs versteckt wie Ostereier. Zum Beispiel in der Pasinger Fabrik, deren Ausstellungsräume im Obergeschoß man nur mit Kompass findet. Dort läuft jetzt die Schau „Bauhaus in Bayern“ – ein Titel, der überrascht, denn beim Stichwort Architektur denkt man in Bayern hauptsächlich an Barock, an Kirchen und Schlösser. Dass es bei uns aber auch Zeugnisse des „neuen Bauens“ der 1920er-Jahre gibt, beweist die Ausstellung mit großformatigen Schwarz-Weiß-Fotos von Jean Molitor, der mit der Architekturhistorikerin Kaija Voss das schön gestaltete Buch „Bauhaus in Bayern“ (be.bra Verlag, 32 Euro) veröffentlichte, das der Schau zugrunde liegt.

Die überzeugt nicht nur als Dokumentation, sondern besonders auch atmosphärisch, denn die weiten, lichten Ausstellungsräume mit dem Charme der alten Fabrikhalle erweisen sich als ideales Setting für Molitors ruhige, fast feierliche Bilder. Diese Fotos pointieren den neusachlichen Stil der Zwanziger durch eine dezent dramatische Lichtführung und enthüllen so die Emphase, die in der scheinbar nüchternen Bauhaus-Ästhetik („Form follows Function“) schwelt.

Dass es die in Bayern überhaupt gibt, verdanken wir der Post! Genauer: Robert Vorhoelzer (1884-1954), Architekt und Baubeamter der Münchner Oberpostdirektion, der als Begründer der „Bayerischen Postbauschule“ prägend wirkte und von Bayreuth bis Augsburg Postämter im neuen Stil hinstellte – vor allem natürlich in der Landeshauptstadt. („Das Münchnertum fühlte einen Einbruch neuen Geistes“ heißt ein Vortrag der Kunsthistorikerin Laura Ingianni hierzu am 16.Januar in der Pasinger Fabrik.) Prominente Beispiele von Vorhoelzers Wirken, die jeder Münchner kennt, aber kaum bewusst wahrnimmt, sind etwa die Postgebäude am Harras und am Goetheplatz. Aber auch die von Otho Orlando Kurz entworfenen Wohnblocks mit charakteristisch ums Eck gezogenen (Klinker-)Balkonen, wie man sie in Neuhausen oder dem Westend findet, repräsentieren die Formensprache des Bauhauses. Zudem gibt es auf dem Land etliche Beispiele des „neuen Bauens“, etwa die Trink- und Wandelhalle für Kurgäste in Bad Tölz oder Vorhoelzers Verstärkeramt in Kochel – das vor vier Jahren abgerissen (!) wurde, weil’s ja nichts macht.

Das Beste aber kommt zum Schluss: Im Rahmen des reichhaltigen Ausstellungs-Begleitprogramms in der Pasinger Fabrik gibt es am 18. Januar einen Workshop, bei dem man (und frau) eine für dieses Projekt designte „Bauhaus-Mütze“ stricken kann. Das schicke Teil mit seinem bunten Rechteckmuster ist im konstruktivistischen Stil von Piet Mondrian gehalten, dem „eigentlichen Gott des Bauhauses“. Bekommt also die Redewendung „Gott behüte“ mit der BauhausMütze nicht einen ganz neuen Sinn? Zur Ergänzung empfehlen wir den sicher bestrickenden Vortrag von Kuratorin Voss am 22. Januar. Titel: „Wo Wolle ist, ist auch ein Weib“.
ALEXANDER ALTMANN

Bis 2. Februar

Di. bis Sa. 15 bis 19 Uhr,
So. 14 bis 18 Uhr.
Anmeldung zum Workshop
am 18. Januar 2025
möglich per E-Mail an
a.hempfling@pasingerfabrik.com.

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