Seine Erkältung ließ er sich nicht anmerken: Wanda-Sänger Marco Fitzthum gab wieder alles in der Olympiahalle. © Martin Hangen
Bier für die Fans: Für die feiernde Menge in der Olympiahalle gab’s Erfrischung vom Frontmann höchstpersönlich. © Hangen
Wenn München die nördlichste Stadt Italiens ist – dann ist Bologna die südlichste Stadt Österreichs. Seit die wüsten Wiener Buben von Wanda vor zehn Jahren die Tante Ceccarelli techtelmechteln ließen, steht Bologna für Amore, und Amore steht für Bologna. Deshalb begann das gefeierte Gastspiel von Wanda in der ausverkauften Olympiahalle mit dem Über-Hit, und es endete auch damit. Und alle sangen alles mit. Wer danach nicht heiser war, war nicht da.
Um bei der Geografie zu bleiben: Wanda verhexten „Minga“, wie Sänger Marco Fitzthum unermüdlich betonte, für einen Abend in Wien-West. Und die Olympiahalle lag direkt neben dem Wurstelprater. Nach dem famosen Vorprogramm des neuen Austro-Stars Bibiza, der Wien als „Zu schön, um wahr zu sein“ feierte, war es Zeit für die Helden. Und die machten gleich beim Entrée zu Édith Piafs „Non, je ne regrette rien“ klar, dass sie nichts bereuen, keinen Exzess, keinen Schnaps, keinen Tschick.
Aber trotz einer famosen Party mit legendären Lieblingsliedern wie „Schickt mir die Post schon ins Spital“, „Luzia“ oder „Columbo“ war auch klar, dass 2024 nicht 2014 ist. Zu viel ist passiert, der Tod von Keyboarder (und vor allem Freund) Christian Hummer hat die Band tief erschüttert. Und so servierten Wanda in München eine Wiener Melange aus Exzess und Melancholie, mit dem berührenden „Bei niemand anders“ als emotionalem Höhepunkt. „Bei niemand anders werd’ ich sein, wenn die Welt untergeht“, sang Marco Fitzthum, und erinnerte an den Verstorbenen: „Vor vier Jahren war er hier und hat für euch gespielt.“ Das passende Lied dazu: „Va bene, es muss weitergehen.“ Wanda gaben in München ein MutmachKonzert, mit der Botschaft vom Leben nach dem Tod.
Und obwohl Fitzthum bös erkältet war (was man ihm kaum anmerkte), sorgten die sensationell simplen Hits wie „Ich will Schnaps“ für den gewohnten Wanda-Rausch – fast so, als wäre doch noch 2014. Jetzt will die Band Tour-Pause machen, zu sich kommen. Einzelne Konzerte gibt es trotzdem, wie am 11. Juli 2025 auf dem Tollwood. Dann heißt es wieder: Vienna Calling. Mitsing-Motto im bestimmt brütend heißen Zelt: 36 Grad, und ich werd noch heiser.
JÖRG HEINRICH