Gut gealtert

von Redaktion

Ewig erfolgreicher Rehaugen-Pop: Nenas Debüt stürmt wieder die Charts

Ihr Mädchen-Charme zeichnete Nena in den Achtzigern aus – und er tut es noch heute. © dpa

Zugegeben: Susanne Kerner aus Hagen in Westfalen hatte bereits ein Praktikum beim angesagten Fotografen und Musikmanager Jim Rakete auf der Habenseite – und 1983 einen Sensationserfolg mit dem Song „Nur geträumt“. Aber nichts bereitete die Weltöffentlichkeit (!) auf das Album vor, das nur ihren Kosenamen trug. Die Platte mit „99 Luftballons“. „Leuchtturm“ und eben „Nur geträumt“. Auch heute können die Hörer offenbar nicht genug kriegen von Nenas Jung-Mädchen-Charme. Die Jubiläumsausgabe des Debüts von 1984 ist direkt auf Platz 7 der deutschen Albumcharts eingestiegen.

Vor 40 Jahren wurde „99 Luftballons“ sogar zum Nummer-zwei-Hit in den US-Charts, wohlgemerkt in der deutschen Version. Kapellmeister Bert Kaempfert war 1960 mit „Wonderland by Night“ mal ganz oben in Amerika, die Münchner Disco-Combo Silver Convention 1975 mit „Fly, Robin, Fly“ – doch waren das eben instrumentale respektive auf Englisch gesungene Lieder.

Gitarrist Carlo Karges hatte die „Luftballon“-Zeilen auf einen Bierdeckel geschrieben, einen Text, den seine Band-Kollegen ziemlich naiv fanden – den Nena mit ihrer treuherzigen Görenstimme aber in ein aufrichtig klingendes Kalter-Krieg-Statement verwandelte. Auch „Leuchtturm“ kann noch heute jedes Kind mitsingen. Nena war ein Phänomen, ein dezidiert deutscher Exportschlager im typischen Sound der Zeit. Produziert hatten Manfred Praeker und Reinhold Heil, die zuvor selbst mit der Band Spliff und als Begleiter von Nina Hagen Erfolg gehabt hatten.

Die remasterte Ausgabe von „Nena“ zum 40-Jährigen bietet über das bekannte Album mit seinen hübschen Beistücken „Kino“ und „Vollmond“ hinaus eine Extra-CD (oder Vinylplatte) mit B-Seiten und Live-Aufnahmen – auch „Nur geträumt“ auf Französisch und Englisch ist dabei und natürlich verflixt charmant. Die Mischung aus Rehaugen-Pop und New-Wave-Überschwang klingt immer noch gut, auch wenn man die Hits halt schon ein paar Mal zu oft gehört hat.

Susanne Kerner hat später durchaus auch mal Unsinn verzapft – während der Corona-Pandemie etwa fiel sie mit irritierenden Beiträgen auf. Nenas Debüt aber ist und bleibt ein Evergreen.
JOHANNES LÖHR

Nena:

„Nena“ (BMG).

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