„Ich bin mehr als der Bergdoktor“

von Redaktion

Hans Sigl gastiert mit drei Programmen in der Komödie im Bayerischen Hof

„Es gab ein Leben davor, es gibt ein Leben mit und es wird ein Leben nach dem Bergdoktor geben, aber im Moment ist daran noch nicht zu denken“, sagt Schauspieler Hans Sigl. © Erika Hauri

Er dreht gerade die 18. Staffel vom Bergdoktor, in einer Pause ist Zeit für ein Gespräch. Hans Sigl ist gleich für drei Abende in der Komödie im Bayerischen Hof: der eine nachdenklich, der andere witzig, der dritte selbstreflektierend. Das erste Programm an diesem Sonntag steht unter dem Titel „Die Kunst, ohne Sorgen zu leben“, eine Lesung mit Musik (am Flügel Katharina Königsfeld) mit Texten von Stefan Zweig und Jorge Bucay. Informationen und Kartenvorverkauf unter www.komoedie-muenchen.de.

Einen sorglosen Abend können wir alle gut gebrauchen, wie stellen Sie das an?

Ich hab das Büchlein mit dem Titel „Die Kunst, ohne Sorgen zu leben“ von Stefan Zweig gefunden – und dachte mir: Das passt wie die Faust aufs Auge, ich kombiniere es mit Texten von Jorge Bucay und rege zum Nachdenken an. Ich verspreche, man geht sehr viel gelassener aus dem Abend raus, als man reingegangen ist. Ich kann keine Heilungsgarantie abgeben, aber durchaus eine deutliche Besserung. Vielleicht eine gedankliche Erstverschlimmerung, aber dann wird’s besser.

Es ist ja eine Zeit, in der wir wohl alle Sorgen haben…

Es ist ein Unterschied, ob ich mir Sorgen oder Gedanken mache. Man kann sich Sorgen um seine Gesundheit machen. Oder sich Gedanken machen und dann kommt man auf Lösungen und kann etwas tun. Wenn man sich Gedanken um die politische Entwicklung im eigenen Land macht, wird man draufkommen, dass man zum Beispiel wählen gehen kann.

Sie plädieren also für mehr Eigenverantwortung?

Jeder kann in seinem individuellen Bereich etwas machen. Ich kann eine Plastikflasche aus dem Auto werfen oder nicht. Das ist ein großer Unterschied in der Geisteshaltung. Man darf aber auch mal den Fernseher ausschalten, das Handy weglegen und spazieren gehen. Deshalb ist man kein schlechter Mensch, wenn man sich nicht 24/7 mit diesen negativen Schlagzeilen umgibt.

Wie gehen Sie mit Ihren Sorgen um?

Natürlich gibt es Situationen in meinem Leben, die nicht unbedingt angenehm sind. Dann versuche ich, mir Gedanken zu machen und in die Handlungsfähigkeit zu kommen.

Einen Tag später gibt’s mehr zu Lachen…

Das wird ein bisschen Stand-up, ein bisschen Comedy, ein bisschen Sigl live und pur, der Abend zurück zu den Wurzeln, es wird österreichisch, humorvoll, ein anekdotischer Abend kabarettistisch überhöht, würde das Feuilleton schreiben. Es wird ein sehr persönlicher Abend, an dem ich auch viel mit dem Publikum interagiere, so wie ich es früher mal gemacht habe.

Früher?

Nach der Schauspielschule war mein erstes Stück ein Kabarett, erst danach bin ich zum klassischen Theater gekommen. Ich bin ein großer Fan von Stand-up, dem Plauschen mit dem Publikum, dem gemeinsamen Ergründen, wo geht’s hin, wo kommen wir hin, was gibt’s zum Mittagessen, das sind doch die wichtigen Fragen im Leben. (Lacht.) Und dazu gibt’s Musik. Und die Leute können Fragen stellen!

Und dann kommt natürlich die Frage: Wie lange bleiben Sie noch der Bergdoktor?

Natürlich, da habe ich schon eine Antwort parat…

Die wäre?

Die 19. und 20. Staffel sind jetzt mal fixiert. Ich bleibe also noch etwas erhalten. Ich mache es gerne, ich bin da sehr glücklich und ich habe tolle Kollegen.

Seit Jahren sind Sie der Bergdoktor. Hat Sie die Rolle nie erdrückt, in eine Schublade gezwängt?

Nein. Es wäre ja absurd, wenn man nach all der Zeit sagen würde, ich weiß gar nicht, warum ich in einer Schublade bin. Das ist doch ganz klar, dass einen das Publikum damit identifiziert. Damit hab ich überhaupt kein Problem. Das ist allerdings die Außenansicht. Meine Innenansicht ist eine andere: Ich drehe ein halbes Jahr und ich habe noch viel Zeit für andere Dinge. Ich habe einen Thriller gedreht, bin mit einer Klappmaulpuppe Werner Momsen auf Tour in Norddeutschland, ich mache Weihnachtslesungen, moderiere die Star-Nacht. Mein berufliches Tun ist erfüllt und vielseitig. Ich sehe es so: Es gab ein Leben davor, es gibt ein Leben mit und es wird ein Leben nach dem Bergdoktor geben, aber im Moment ist daran noch nicht zu denken. Der Bergdoktor ist in Zeiten wie diesen eine 90-minütige, sehr gut gemachte Auszeit, mit durchaus dramatischen Fällen.

Eine Weihnachtslesung machen Sie auch noch in München. Wie läuft Weihnachten im Hause Sigl ab?

Ich habe am 23. Dezember noch den letzten Auftritt für dieses Jahr (Das große Weihnachtssingen in der Olympiahalle, mit einem 50-köpfigen Kinderchor, Anm. d. Red.). Dann fällt die Klappe und wir sind ganz besinnlich gemeinsam zu Hause. Für mich ist es der kommunikativste und schönste Moment, wenn der Raclette-Ofen angeht und wir uns gegenseitig die Schälchen stehlen. (Lacht.) Geschenke gibt’s auch und ich schreibe jedes Jahr ein Weihnachtsgedicht für die Familie, in dem ich das Jahr ein bisschen zusammenfasse.

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