Hipp, Hipp, Hape!

von Redaktion

Kerkeling begeistert mit seinem neuen Buch im ausverkauften Volkstheater

Bitte lächeln! Achim Frank Schmidt fotografiert Hape. © Andrea Schneider

Mensch, Hape: Im ausverkauften Saal des Volkstheaters zeigte Kerkeling Witz – und Menschlichkeit. © Achim Frank Schmidt

Was er an München liebt? „Den Friedensengel, das Lehel, das Glockenbachviertel, den Marienplatz – und das Beste an München ist mein Mann.“ Der sitzt am Donnerstagabend in der ersten Reihe des Volkstheaters und grinst verliebt bis über beide Ohren. Auch Hape Kerkeling selbst schaut im Laufe seiner zweistündigen Lesung immer wieder zu dem Mann, den er vor acht Jahren geheiratet – und damit seiner Familiengeschichte ein weiteres Kapitel hinzugefügt hat. Denn, das hat der 59-Jährige bei seiner umfassenden Ahnenforschung herausgefunden: In seiner Mischpoke ging es in den vergangenen 700 Jahren nicht immer ganz so aufrichtig zu. „Das Verstecken ist ein Motiv, das sich durch die ganze Familiengeschichte zieht. Und dagegen arbeite ich jetzt volle Wucht an“, sagt Hape Kerkeling – und die Menschen im ausverkauften Saal jubeln.

Ein Abend nach dem Motto „Frag doch mal den Hape“

„Lesung“ trifft es ja gar nicht richtig. Zwar ist der begnadete Komödiant gekommen, um sein neues Buch „Gebt mir etwas Zeit“ vorzustellen, in dem er von seinem Ahnenforschungsprojekt überaus launig, mitunter tief berührend erzählt, er liest auch drei Kapitel daraus. Doch vor allem steht dieser Abend unter dem Motto: „Frag doch mal den Hape“.

„Ich bin live hier: Sie können Fragen stellen!“, sagt’s – und trifft auf keine tauben Ohren. Hat man ja schon oft erlebt, das betretene Schweigen im Saal, wenn am Ende eines Abends der Moderator zum Publikumsgespräch einlädt – sich aber keiner meldet. Das gibt’s bei einem Hape Kerkeling nicht. Ein Arm nach dem anderen reckt sich nach oben. „Was machen Sie nach der Veranstaltung?“ – „Was ich mache nach der Veranstaltung? Da lassen Sie Ihrer Fantasie mal freien Lauf!“ Lachen. Jeden Ball, den man ihm zuspielt, verwandelt er versiert in eine treffende Pointe. Um dann eine ernsthafte Beantwortung der jeweiligen Frage nachzuschieben. Und ehrlich interessierte Gegenfragen zu stellen. Alles sehr familiär, alles sehr auf Augenhöhe, alles sehr, sehr lustig.

Vor allem dann, wenn er in verschiedene Dialekte und Sprachen wechselt. Frage aus dem Publikum: „Wie viele Sprachen sprechen Sie?“ – „So viele Sie wollen!“ In Wahrheit sind es fünf. Mit seinen Katzen beispielsweise spreche er nur Italienisch. Da breche der Italiener in ihm durch, der, so ermittelte die Gen-Analyse, zu vier Prozent in ihm stecke. Als eine Zuschauerin ihm erzählt, dass auch sie Italienisch spreche, meint er trocken: „Meine Katzen sprechen Italienisch, Sie sprechen Italienisch, wenn das kein Zufall ist – machen Sie mal einen Gen-Test!“

Bei all dem Witz, der irrsinnigen Schlagfertigkeit: Zwischen finnischen Gesangseinlagen, Rudi-Carrell- und Willy-Millowitsch-Imitationen gelingt es dem Menschen Hape Kerkeling, auch immer seine Mitmenschlichkeit zum Klingen zu bringen. Ohne das, was gerade vor den Theatertüren gesellschaftspolitisch los ist, direkt anzusprechen, kommentiert er es auf eine kluge Weise: „Jeder von uns ist eine bunte Mischung verschiedener Nationalitäten. Jeder.“ „Was war Ihre schönste Erkenntnis bei der Ahnenforschung?“, möchte ein Zuschauer wissen. „Dass wir am Ende alle einen freien Willen haben und trotz unserer jahrtausendealten Prägung selbst entscheiden können, was falsch und was richtig ist. Wir können aus den Fehlern unserer Ahnen lernen.“
KATJA KRAFT

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