Viele der großen Pop-Bands sind nicht perfekt aus dem Ei geschlüpft. Die ersten Gehversuche der Beatles etwa zeigten diese schon als talentierte Energiebündel – bereiteten die Welt aber nicht auf die kreative Explosion vor, die sie binnen weniger Jahre zünden würden. Mit Queen sieht es ganz ähnlich aus. Wobei auf dem ersten Album der Band um Freddie Mercury 1973 schon vieles von dem angelegt war, was die Briten bald erfolgreich machen sollte. Mercury ist noch nicht ganz der stolzierende Pfau, aber in der Mini-Operette „My Fairy King“ ist er auf dem besten Weg dorthin. Brian May schichtet bereits Gitarrenspur auf Gitarrenspur, und Roger Taylor übernimmt die hohen, exaltierten Kiekser. Merkwürdig, dass das Debüt im Kanon der Band noch ein Schattendasein fristet. Das könnte sich ändern – denn jetzt glänzt „Queen I“ frisch aufpoliert im royalen Tafelsilber. Neu abgemischt und restauriert klingt es nun Brian May zufolge so, wie die Band es immer wollte. „Das Debütalbum, von dem wir immer geträumt haben.“ Es ist das erste Mal, dass ein Queen-Album einen neuen Stereo-Mix erhält – und einen Extra-Song. Im Studio hatte es 1972 Meinungsverschiedenheiten mit den Produzenten gegeben, die zu Ungunsten der Band ausgingen und unter anderem dafür sorgten, dass das Lied „Mad the Swine“ vom Album gekickt wurde. Jetzt ist der luftige Popsong wieder an seinem angestammten Platz, gleich nach dem dramatischen „Great King Rat“. Beileibe nicht alles hier hat die Finesse späterer Großtaten – gerade auf Seite zwei ergeben nicht alle Ideen auch ein konzises Ganzes, da hilft das ganze Facelifting nichts. Aber die jungen Königinnen waren 1973 reif für die Regentschaft – das ist nicht mehr zu überhören.
LÖ
Queen:
„Queen I“ (Universal).
★★★★☆ Hörenswert