Zocken wie die alten Pharaonen

von Redaktion

Das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst lädt am Wochenende zum Festival „Spiel am Nil“

Auf eine Partie mit Nefertari: Die Königin sitzt in dieser Szene hier am Brettspiel „Senet“. © Metropolitan Museum of Art

Ein paar in einen flachen Stein geritzte Linien – fertig war das Brettspiel. Spiele sind so alt wie die menschliche Zivilisation. Überall wurde gespielt, und die Archäologie beschäftigt sich heute mit Spielbrettern aus Ton und Stein, mit Spielmaterial aus Steinen oder Tierknochen, mit Spielzeug-Grabbeigaben und Wandgemälden mit Spielszenen. Die Geschichte des Spielens ist längst nicht vollkommen erforscht. Klar ist aber, dass das Spiel immer eine gesellschaftliche Funktion erfüllte: Es ermöglichte dem Menschen ein lockeres Zusammensein mit anderen, abseits des Alltags. Es diente über die Jahrtausende hinweg als sozialer Schmierstoff ebenso wie als Unterhaltungs- oder Lernmöglichkeit.

Im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München können sich große und kleine Fans vom 22. bis zum 24. November mit echten altägyptischen Brettspielen die Zeit vertreiben – aber auch Neues und sogar Unveröffentlichtes zum Thema „Spiel am Nil“ kennenlernen.

In einer Kooperation mit dem Spielearchiv Nürnberg und Boardgame Historian sowie der Unterstützung von Pegasus Spiele und dem Verein „Spiel des Jahres“ hat Roxane Bicker vom Museum alles für ein perfektes Spiele-Event zusammengetragen: Auf der 400 Quadratmeter großen Sonder-Ausstellungsfläche des Hauses an der Gabelsbergerstraße stehen viele Tische mit Brettspielen aus der nahen und weit zurückliegenden Vergangenheit bereit. Daneben gibt es einen Bereich für Computerspiele, in denen das Thema Ägypten auch seit den Anfängen präsent war. Besonderes Schmankerl beim „Spiel am Nil“ sind aber die Pen&Paper-Rollenspiele. Mháire Stritter von Orkenspalter TV wird als Spielleitung dabei sein. Öffentliche Runden sind geplant – mit Publikum. Zusätzlich gibt es für Besucher die Möglichkeit, selbst in verschiedene Rollen zu schlüpfen. „Pegasus hat uns da ein kleines Abenteuer zur Verfügung gestellt“, erzählt Bicker erfreut. „,Die Nekropole‘ heißt es und ist in einer Stunde gut durchzuspielen.“

Flankiert werden die Spielsachen von einer Vortragsreihe sowie einer kompakten Ausstellung zum Thema. In fünf Glasvitrinen sind sowohl Original-Spiele aus Ägypten zu sehen als auch historische Brettspiele, die Land und Lebenswelt zum Thema haben. „Das Geographische Lotto“ stammt beispielsweise aus dem frühen 20. Jahrhundert. Aber egal, ob dort, in einem Spiel aus den Sechzigern, Achtzigern oder frühen Zweitausendern – überall wird mit denselben Motiven gearbeitet: Labyrinthe, Pyramiden, Cheops, Kleopatra, Mumien und Schätze. Je nach Jahrzehnt sind auf den Spielen Nofretete mit üppiger Oberweite, kräftig gebaute Pharaonen oder halb nackte Abenteurerinnen auf der Suche nach dem nächsten Schatz abgebildet. Jedes Spiel ist eben immer auch Kind seiner Entstehungszeit; Klischees dienen oft als Orientierungshilfe. „Aber mittlerweile hat sich bei den Spiele-Verlagen viel geändert“, ergänzt Bicker. „Inzwischen geht es in modernen Spielen um den antiken Handel, um den Alltag der einfachen Menschen oder um den Schutz von Kulturgütern.“
ULRIKE FRICK

Weitere Informationen

und Zeitpläne gibt es online unter www.smaek.de.

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