Immer noch ehrgeizig: Jagger und Richards im Duett. © Martin Hangen
Ron Wood und Mick Jagger sowie Keith Richards 2006 in München © People Image, Bernd Müller
Der erste München-Auftritt: die Stones im Circus Krone. © Timpe / Bayerische Staatsbibliothek
Traumhafte Kulisse: das Abendrot beim Stones-Konzert von 2022. © babiradpicture / AndyKnoth
Leben für den Rock’n’Roll: Die Rolling Stones bei ihrer letzten München-Show im Jahr 2022. © Martin Hangen
Gerüchte gab es, klar. Als die berühmteste Band der Welt ihre derzeit laufende Nordamerika-Tour plante, hofften Millionen von Fans: Die Rolling Stones würden doch sicher auch noch einen Trip nach Europa dranhängen. Jetzt erreicht uns die frohe Kunde: Die Gerüchte verdichten sich zu einem Datum. Wie unsere Zeitung aus gut unterrichteter Quelle weiß, spielt die größte Rockband der Welt im kommenden Jahr zwei Shows in Deutschland: in Berlin und in München. Voraussichtlich am 12. Juli treten Mick, Keith und Co. im Olympiastadion auf. Da rollt was auf uns zu!
Und diesmal muss man wirklich einen Stones-Klassiker zitieren: „This could be the last Time“, es könnte und wird wohl das letzte Mal sein. Denn Jagger ist mittlerweile 81 Jahre alt, Richards feierte im Dezember 2023 seinen achten runden Geburtstag. Ronnie Wood hat 77 Lenze auf dem Buckel, Bassist Darryl Jones auch schon 62. Bei dem Lebenswandel gerade der beiden Gitarristen ist es ein Wunder, dass sie überhaupt noch irgendwohin gehen – geschweige denn auf Weltreise.
Auf der anderen Seite zeigen die Videos, die man in den Sozialen Medien von der aktuellen Tour zu sehen bekommt, die Senioren bei bester Gesundheit: Mick Jagger, der sich eisern im Fitnessstudio in Form hält, macht wie gewohnt mehr Meter als so mancher Bundesliga-Kicker, Richards’ Bewegungsradius ist eher am Bierdeckel orientiert, aber Arthritis hin oder her: Er würgt immer noch die lässigsten Riffs aller Zeiten aus seiner Telecaster – „Jumpin’ Jack Flash“, „(I can’t get no) Satisfaction“, „Street Fighting Man“ und so viele andere. Auch auf ihrem aktuellen Album „Hackney Diamonds“ klingen die Stones nicht wie Rentner auf Autopilot, sondern nach einer Band mit dem Ehrgeiz, es auf der Zielgeraden noch mal wissen zu wollen.
Die Show im Olympiastadion würde außerdem ein Jubiläum markieren: Denn am 14. September 1965, vor dann 60 Jahren, spielten die Rolling Stones im Rahmen einer „Bravo“-Tournee erstmals in München – wie ihre Freunde und Konkurrenten, die Beatles, im Circus Krone. Übrigens: Für den Auftritt erhob die Regierung von Oberbayern seinerzeit 14 158 Mark Vergnügungssteuer vom Veranstalter (Aktenzeichen II/5-8623/56). Es handele sich, so wurde amtlich verfügt, bei dieser Veranstaltung nicht um ein Konzert – weil ja keine Musik zur Aufführung komme, sondern nur Lärm erzeugt werde.
Immerhin: Münchens damaliger Polizeipräsident entschied sich dagegen, einen Wasserwerfer vor der Halle zu postieren, so wie es die Kollegen in Münster zuvor gemacht hatten. Die Verantwortlichen waren nervös, weil die Band in ihren Ohren nicht nur schreckliche Musik machte („erbärmlich, einfallslos, primitiv“, urteilte die „Frankfurter Allgemeine“), sondern offenbar auch rabiate Jugendliche anzog. Im Krone-Bau hielt sich der Zirkus in Grenzen – einen Tag später allerdings zerlegten angereiste Rocker die Berliner Waldbühne.
Wie sich die Zeiten ändern. Auch finanziell. Für den Lärm von 1965 zahlten Fans noch 6,90 Mark. Bei der „A bigger Bang“-Tour 2006 musste man für den Stehplatz schon 82,50 Euro hinblättern, und bei der letzten Tour von 2022 kostete das VIP-Paket inklusive Stehplatz vor der Bühne 796,50 Euro (es ging natürlich auch günstiger). Die Stones belohnten den finanziellen Aderlass mit einer Spitzen-Show, die darin gipfelte, dass die blutrote Abendsonne genau in dem Moment durch die Wolken brach, als Jagger des verstorbenen Freundes und Schlagzeugers Charlie Watts gedachte.
Selbst wenn die Opferbereitschaft der Fans riesig sein dürfte – auch 2025 wird es Tickets geben, die man sich leisten kann. Im Vorverkauf sind sie freilich noch nicht, und auch bei der Olympiapark GmbH will man die Stones-Show auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren – erklärt aber, dass bis Herbst 2025 trotz der Sanierungsarbeiten am Stadion noch vereinzelte Konzerte stattfinden werden (siehe Kasten). Man kann sich sicher sein: Hinter den Kulissen laufen die Planungen auf Hochtouren. Und Münchens Fans können sich freuen: Es rollt was auf uns zu – womöglich zum allerletzten Mal.
JOHANNES LÖHR