Reise mit der Udo-Zeitmaschine: Während der Star auf der Leinwand singt, spielt das Orchester live dazu. © BMC Media
Ein Udo-Jürgens-Konzert mit allem, was dazugehört – nur halt ohne Udo Jürgens. Kann das Freude machen? Oder geht es am Ende nur ums schnöde Geldverdienen mit dem „deutschen Frank Sinatra“ (oder vielmehr dem österreichischen Frankieboy), wie ihn sein Freund und Weggefährte Pepe Lienhard nennt? Davon können sich die Münchnerinnen und Münchner am 15. April 2025 selbst ein Bild machen. Dann kommt „Da Capo Udo Jürgens“ in die Olympiahalle. Unsere Zeitung hat die „Zugabe“ jetzt in Nürnberg gesehen. Das Fazit fällt eindeutig aus: Die Reise mit der Udo-Zeitmaschine macht Spaß. Und irgendwann während der zwei Stunden fühlt sich der digitale Jürgens dann beinahe so an wie der echte. 80 Jahr, volles Haar, so stand er vor mir.
Aufnahmen vom letzten Konzert
In der Tribute-Show bleibt die Musiklegende – trotz Geburtsjahr 1934 – tatsächlich für immer 80. Denn während auf der Bühne Pepe Lienhards fabelhaftes Orchester live aufspielt, singt Udo oben auf der riesigen Leinwand dazu. Das Ganze ist so clever inszeniert, als würde der Maestro tatsächlich mit den Musikerinnen und Musikern unter ihm ratschen und schäkern. Wenn sein Stamm-Schlagzeuger Peter Lübke in Nürnberg ein Solo hinlegt, schaut Udo begeistert zu. Und wenn Chorsängerin Julia Schiwowa immer wieder die Sonne aufgehen lässt, lauscht er ergriffen am Flügel.
Die exzellenten Aufnahmen stammen vom letzten Konzert seines Lebens am 7. Dezember 2014 in Zürich, nur zwei Wochen vor seinem Tod. Da hüpft und springt ein beneidenswert vitaler Udo Jürgens über die Bühne, der ja nie alt war – höchstens ein bisschen älter. Da kündigt er „ein paar Oldies“ an und bringt auch noch 2024 die Fans mit „Griechischer Wein“ und dem „Ehrenwerten Haus“ zum Singen und Schunkeln. Und ehrlich gesagt: Bei einem „echten“ Konzert, bei dem der Star als Pünktchen auf der Bühne zu sehen ist, schaut man oft genug auch nur auf die Leinwand.
Insofern fühlt sich Udos „Da capo“ in den besten Momenten beinahe an, als wäre er immer noch mitten im Leben. Da verzeiht man auch, dass Moderator und Musicaldarsteller Tobias Licht ein bisschen arg viel singt – und dass er „Aber bitte mit Sahne“ mit dem politisch korrekten „Schokokuss“ verhunzt. Wer sich auf die Zeitreise mit Udo Jürgens einlässt, vergisst bald alle (berechtigten) Bedenken. Allein schon Pepe Lienhards Swing ist das Geld wert. Und der 2D-Udo auf der Leinwand steckt die meisten anderen Stars in echt und in 3D immer noch locker in die Tasche.
JÖRG HEINRICH
Münchner Konzert
am 15. April 2025 in der Olympiahalle, Karten unter anderem bei muenchenticket.de.