Als Nirvana und ihr Sänger Kurt Cobain dem alten Hardrock 1991 wie aus dem Nichts den Stecker zogen, traf es Bands wie Mötley Crüe besonders hart. Denn die waren das genaue Gegenteil der in den Neunzigern angesagten Schmerzensmänner: Sie hatten Spandex, Dauerwelle und Schminke – also: die grelle Comic-Version des Rock’n’Roll – als Markenzeichen und ein Image als rabiate, ausschweifende Poseure gepflegt. Immens erfolgreich. Mit ihrer LP „Dr. Feelgood“ war die Band aus L.A. zwei Jahre lang im eigenen Jet auf Tour, bis Grunge zuschlug. Jetzt ist das Album zum krummen 35-jährigen Jubiläum mit leicht überarbeitetem Cover und remastert wieder da. Und es ist nicht schlecht gealtert. Klar: Man darf beim Sexismus von „She goes down“, „Slice of your Pie“ und „Rattlesnake Shake“ nicht so genau hinhören. Aber letztlich ist das die Musik der Rolling Stones mit aufgebohrten Zylindern. Lief damals auf jeder Party.
LÖ
Mötley Crüe:
„Dr. Feelgood – 35th. Anniversary“ (BMG).
★★★★☆ Hörenswert