Showmaster am Pult

von Redaktion

Rafael Payare mit dem Orchestre Symphonique de Montréal

Rafael Payare dirigierte in der Isarphilharmonie. © A. Saito

Eines steht nach dem jüngsten Auftritt von Rafael Payare in der Isarphilharmonie fest. Er weiß, wie man eine gute Show inszeniert. Das machte schon die „Carnaval romain“-Ouvertüre deutlich, mit der er das Gastspiel des Orchestre Symphonique de Montréal eröffnete. Wie er auf engstem Raum Extreme ausreizte und Detail herausmeißelte, ohne ins Akademische zu verfallen, zeigte ein gutes Gespür für die Klangwelten von Hector Berlioz. Ein neugierig machendes Versprechen, das er nach der Pause mit der „Symphonie fantastique“ voll einzulösen wusste.

Payare gelang es, diese „Szenen aus einem Künstlerleben“ mit einer ausgefeilten Kontrastdramaturgie überaus plastisch zu gestalten. Weich federnd die erste Begegnung mit der angebeteten Muse, ehe die Situation auf einer rauschenden Ballnacht zum ersten Mal an den Rand der Eskalation getrieben wurde. Und auch die vermeintlichen Idylle auf dem Land schien von einem sanften Nebel verhüllt, ehe sich im wild rasselnden Marsch zum Richtplatz alle aufgestauten Energien entluden. Wobei ein besonderes Lob an die Blechbläser geht, die einen beim folgenden „Dies Irae“ des Hexensabbats mit aller Wucht in die Sitze drückten, sich aber dennoch ihren runden Ton bewahrten. Noch einmal extra unterstrichen wurde dieser Spagat durch den folgenden „Rákóczi-Marsch“ aus Berlioz‘ „La damnation de Faust“. Bei dieser heftig akklamierten Zugabe ließ Payare sein Orchester endgültig von der Leine und brachte die Saalwände gewaltig zum Beben.

Nicht minder mitreißend war freilich der Auftritt von Daniil Trifonov. Er präsentierte sich seinen Münchner Fans diesmal mit Schumanns Klavierkonzert. Und obwohl er hier wie in einer eigenen Welt zu schweben schien, zeigte sich doch schnell, dass er auch die Impulse der Holzbläser subtil aufzunehmen wusste oder das Geschehen in den fein aufgefächerten Streichern mit klarem Anschlag kommentierte. Mal mit kraftvoller Pranke, mal mit filigranem Fingerspitzengefühl, dabei die Klischees geschickt umschiffend. Wodurch es Trifonov gelang, den oft gehörten Klassiker von innen heraus in frischen Farben leuchten zu lassen.
TOBIAS HELL

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