Manchmal kann man das sagen: Die Musik auf dieser Platte klingt genauso, wie die Hülle aussieht. Bei Regina Spektor haben wir es also nicht nur mit einem Fall von fragiler Schönheit zu tun, sondern auch mit großäugiger, kindlicher Neugier. Letztere ist besonders wichtig. Denn diese 2002 aufgenommene zweite LP der in Russland geborenen New Yorkerin stellt deren seltenes Talent aus: Nur von sich selbst am Flügel begleitet (Vorbilder sind ganz klar Kate Bush oder Tori Amos), scheint Spektor ihre Ausdrucksmöglichkeiten quasi in Echtzeit zu erkunden. Sie moduliert ihre schmeichelhaft ungeschulte Stimme wie ein Spielzeug, macht rhythmische Geräusche („Oedipus“), klatscht und rappt („Consequence of Sound“). Wahnsinn, dass sie diese Lieder live in einem Rutsch eingespielt hat. Einiges von „Songs“ nahm sie später üppiger arrangiert auf. Aber hier funkeln „Samson“ oder „Ne me quitte pas“ als Rohdiamanten – jetzt erstmals auf Vinyl.
LÖ
Regina Spektor:
„Songs“ (Sire).
★★★★★ Hervorragend