Ein Herzensprojekt

von Redaktion

Das Rundfunkorchester mit „Judita“

Dramatischer Mezzo: Sofija Petrovic © tact Artists

Während in vielen KulturRadioprogrammen der Wortanteil mittlerweile zugunsten der Musik immer mehr zurückgeschraubt wird, geht man beim Münchner Rundfunkorchester jüngst eher den umgekehrten Weg. Denn nach einer Werkeinführung im Gartensaal des Prinzregententheaters wurde das Publikum in der ersten Hälfte des Sonntagskonzerts gleich nochmal mit Informationen zur „Judita“ von Frano Parac versorgt. Und so nobel die Idee gerade bei einem hierzulande kaum gespielten Komponisten sein mag, am Ende hätte man lieber noch mehr Musik des 1948 geborenen Kroaten entdeckt. Zumal die Experten auf der Bühne eher über den historischen Kontext als über die Partitur referierten.

Die alttestamentarische Geschichte von Judith und Holofernes war unter anderem bereits von Vivaldi, Mozart oder Honegger vertont worden, ehe Frano Parac im Jahr 2000 seine Version vorstellte. Textgrundlage bildet bei ihm jedoch nicht die Bibel. „Judita“ basiert vielmehr auf dem gleichnamigen Epos von Marko Marulic, der die Legende 1501 als Allegorie für den Kampf seiner Heimat gegen das Osmanische Reich deutete. Diese patriotischen Gefühle sind nun auch in der Oper von Parac im positivsten Sinne zu spüren. Rhythmisch prägnant, farbenreich orchestriert und vor allem mit wuchtigen Volksszenen, die vom Kroatischen Rundfunkchor stolz intoniert wurden.

Auch Dirigent Ivan Repušic hatte das Rundfunkorchester bei diesem Herzensprojekt voll und ganz auf die Musik seines Landsmannes eingeschworen, und bot den Sängerinnen und Sängern eine solide Basis.

Im Zentrum stand Sofija Petrovic in der Titelrolle, die mit dramatischem Mezzo weder das emotional hochwogende Orchester noch den feindlichen Heerführer zu fürchten hatte. Ivica Cikeš war bereits an der Uraufführung beteiligt und wusste bei der Beförderung zum Holofernes nun seine Erfahrung mit der Klangsprache von Frano Parac klug auszuspielen.

Er musste sich am Ende trotzdem nicht nur Judita geschlagen geben, sondern ebenso Sava Vemic, der als Oberpriester eine nachtschwarze Bass-Stimme der Extraklasse hören ließ.
TOBIAS HELL

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