Vom Mut, sich selbst treu zu sein

von Redaktion

Elisabeth Tonev wurde mit dem Konstanze-Vernon-Preis geehrt

Die Zukunft des Tanzes: Ivan Liska zeichnete Elisabeth Tonev mit dem Konstanze-Vernon-Preis aus. © Marie-Laure Briane (2)

„Wenn man tanzt, muss man sich trauen, man selbst zu sein“, sagt Elisabeth Tonev, hier mit ihrem Partner Constantine Allen.

Konstanze Vernon (1939-2013), zunächst Münchens Primaballerina, nach Bühnenabschied dann – mit aller Energie und Hartnäckigkeit – die Architektin des hiesigen Balletts. Hier nur knapp ihre wichtigen Stationen: Ausbau der Ballettakademie der Hochschule für Musik, Direktion des durch sie aufblühenden Bayerischen Staatsballetts, 1978 Gründung der Heinz-Bosl-Stiftung zur Förderung junger Talente. Und genau diese „Ballett-Zukunft“ erleben wir in den Matineen der Heinz-Bosl-Stiftung im Münchner Nationaltheater. Da zeigen sich in Bestform: die Akademieler und das Bayerische Junior Ballett München. Dieses BJBM gewährt 17 Akademie-Absolventen ein jeweils zweijähriges Engagement vor dem Sprung in die Profi-Welt.

Getoppt wurde die diesjährige zweite Herbstmatinee am Sonntag durch den biennal vergebenen KonstanzeVernon-Preis in Höhe von 10 000 Euro. Die Jury besteht traditionell aus namhaften Ballettchefs und Ivan Liska, dem Vorsitzenden der Heinz-Bosl-Stiftung und BJBM-Leiter. Es gab sieben Kandidaten. Gewinnerin ist heuer Elisabeth Tonev. Die Tochter eines ehemaligen Tänzerpaares am Staatstheater Berlin ist seit 2023 Solistin im renommierten Het Nationale Ballet/Amsterdam. Klug ihre professionelle Einsicht: „Wenn man tanzt, muss man sich trauen, man selbst zu sein. Das habe ich von Hans van Manen gelernt. Denn es geht ja genau um diese Individualität.“ Im Rennen waren auch Carolina Bastos und António Casalinho; Letzterer ist gerade zum neuen Ersten Solisten des Staatsballetts ernannt worden.

Jetzt ein Blick voraus zu den Frühlingsmatineen am 30. März und 6. April 2025. Will heißen: zum 15. Geburtstag des BJBM. Gegründet wurde es von Ivan Liska im Herbst 2010, in Kooperation noch mit Konstanze Vernon und dem Leiter der Ballettakademie, Jan Broeckx (damals unter dem Titel „Bayerisches Staatsballett II/Junior Company“). Das BJBM ist also so etwas wie Liskas Herzenskind. Und das nach seiner langen Karriere: als junger Tänzer in München, als maßgeblicher Solist in John Neumeiers Hamburg-Ballett und von 1998 bis 2016 als Leiter des Bayerischen Staatsballetts. Von Liska möchte man jetzt erfahren, was sich in den Trainingsmethoden in den vergangenen Jahren neu entwickelt hat, insbesondere hinsichtlich der modernen Werke im BJBM-Repertoire. Dazu Liska: „Die heutige Tanzgeneration ist geradezu leidenschaftlich interessiert an stilistischen Neuerungen. Und die für das BJBM jedes Jahr neu entstehenden Choreografien sind der Zukunftstest für jeden im Ensemble.“

„Zu diesem Geburtstags-Event“, so Liska weiter, „wollen wir unsere ehemaligen Junioren zurück auf die Bühne des Münchner Nationaltheaters bringen. Sie tanzen ja inzwischen in den Staatsensembles in Berlin, Wien, in der Semper Oper Dresden, im Hamburg Ballett, im Royal Danish Ballet, im Opera Ballet Vlaanderen, im Finnischen und Schwedischen Nationalballett.“

Das könnte sehr spannend werden. Allerdings kommen mit Gagen, Bahnfahrten, Flügen und Hotels hohe Kosten auf die Bosl-Stiftung zu. Spenden von treuen BoslMatinee-Fans wären sicher eine willkommene Hilfe.
MALVE GRADINGER

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