Die Pop-Aliens heben ab

von Redaktion

Die Acher-Brüder veranstalten im Volkstheater wieder ihr Festival

Micha (li.) und Markus Acher von The Notwist. © Morr Music

Explosive Mischung: Die Cotopla Boyz aus Kolumbien fliegen zu den Sternen. © Silvia Castellanos

Man muss sich manchmal einfach selbst zu helfen wissen. Die Brüder Micha und Markus Acher, hochgeschätzte heimische Pop-Eminenzen von der Band The Notwist, können ein Lied davon singen. Denn dass das von ihnen kuratierte Festival „Alien Disko“ am kommenden Wochenende nun doch im Volkstheater stattfinden kann, ist vielleicht kein Wunder – aber ein rechtes Gfrett war es auf Bairisch gesagt schon.

Die Achers hatten das Problem, dass ihre internationale Independent-Sause zwischen Pop, Jazz und Elektronik offenbar zu erfolgreich war. Eigentlich ist es doch schön, wenn eine Veranstaltung angenommen wird, ja sogar ausstrahlt auf die Stadt. Doch die Förderung des Kulturfonds des Bundes, die 2023 noch bei 30 000 Euro gelegen hatte, fiel plötzlich aus. „Auf den Betrag hofften wir auch dieses Jahr“, erklärt Micha Acher auf der Volkstheater-Homepage. „Den bekamen wir nicht, weil dieses Jahr überwiegend ländliche Regionen unterstützt wurden. Dafür haben wir vom Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft der Stadt München einen Betrag bekommen. Aber es hat wieder nicht gereicht.“

Also starteten Achers eine Crowdfunding-Kampagne – Freunde vom Optimal-Plattenladen bis zur lokalen Musikszene rührten die Werbetrommel – am Ende kamen 15 000 Euro zusammen. Immer noch zu wenig. Also besannen sich The Notwist ihres immer noch immensen Lokalmatadoren-Appeals und spielten einfach drei Konzerte – in Murnau, in München und in Nürnberg. Auch wenn das Spaceshuttle Startschwierigkeiten hatte: Jetzt können die Aliens abheben.

Die Finanzierungsschwierigkeiten mögen verwundern – kosten die Karten für Freitag- und Samstagabend doch jeweils 65 Euro (für beide Abende 95 Euro). Auch im Kulturreferat hatte man die Förderbedürftigkeit des Festivals zumindest zur Debatte gestellt. Doch Markus Acher betont, hier bereichere sich niemand. „Wir wollen ein internationales Festival veranstalten. Damit wir die Künstler überhaupt einfliegen lassen können, müssen wir so hohe Eintrittspreise verlangen.“ Es sei das Konzept der „Alien Disko“, weltweite Kollaborationen anzuregen.

Und so kommen auch diesmal wieder verdammt interessante Aliens aus aller Herren Länder. Die Cotopla Boyz aus Bogotá etwa, mit ihrem explosiven Mix aus kolumbianischer Folklore und psychedelischem Futurismus. Sun Ra fliegt hier mit den Beastie Boys zu den Sternen. Oder die Pegwells, die zwar aus England stammen, aber traditionell amerikanische Musik spielen: Appalachen-Folk trifft hier auf frühen New-Orleans-Jazz. Daneben gibt sich Martin Gretschmann alias Console mal wieder die Ehre – der Computer-Klangbastler, der The Notwist einst zur Speerspitze der „Indietronics“-Szene machte. Acher und Acher selbst zeigen sich mit ihrem Nebenprojekt 13 & God mit dem US-Hip-Hop-Kollektiv Themselves.

Das Schöne an der „Alien Disko“ sind die ungewöhnlichen Orte und Arten der Darbietung. Gespielt wird eben nicht nur auf drei Bühnen im Theater: Bereits am Donnerstag legt in der Favoritbar an der Damenstiftstraße ein Mitglied der japanischen Band popo auf. Am Samstag um 16 Uhr gibt es im Optimal-Laden zwei Auftritte von Künstlern, die auch in der „Alien Disko“ spielen. Und danach läuft von dort aus eine Blasmusik-Parade zum Volkstheater.

Micha Acher präzisiert: „Es ist kein Festival mit Stars, die ankommen, auf der Bühne ihr Set spielen und wieder verschwinden. Im Grunde ist es wie eine kleine Utopie von interessanten Leuten, die Sachen anders machen. Es geht um die Konversation zwischen dem Publikum und den Bands. Alle sind mittendrin. Es gibt keine Grenzen.“
JOHANNES LÖHR

„Alien Disko“

am Freitag und Samstag im
Volkstheater. Karten gibt es online unter www.muenchnervolkstheater.de.

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