Zusammenspiel: Auf den Sitzgelegenheiten kann man sich niederlassen und Ezemas Werk auf sich wirken lassen.
Rauschende Blätter aus Keramik: Ngozi-Omeje Ezema fertigt hunderte Fragmente und reiht sie an Nylonschnüren aneinander. Scheinbar schwerelos schweben diese außergewöhnlichen Vasen nun in der Rotunde der Pinakothek der Moderne. © Jasmin Minne/
Mutter Natur ist schon ausgebufft. In schönsten Farben hält sie uns jeden Herbst unsere eigene Vergänglichkeit vor Augen. Wenn die güldenen Blätter leuchten, könnte die Welt nicht hübscher sein. Und doch bezeugt dieses Schauspiel Jahr für Jahr das Ende eines Sommers, eines Zyklus. Wer dieser Tage in die Rotunde der Pinakothek der Moderne tritt und gen Kuppeldecke blickt, meint, den herbstlichen Blätterwald in neuen Formen eingefangen zu sehen. Die nigerianische Künstlerin Ngozi-Omeje Ezema spielt mit unserer Wahrnehmung: Wie hunderte kleine Blättchen wirken die Fragmente, die die Keramikerin gefertigt und mithilfe transparenter Nylonschnüre aneinandergereiht hat. Scheinbar schwerelos schweben sie nun in dem lichtdurchfluteten Foyer.
Es ist das mittlerweile zehnte Rotundenprojekt, zu dem im Wechsel immer ein anderes der vier Museen innerhalb der Pinakothek der Moderne einlädt. Diesmal ist die Neue Sammlung an der Reihe: „Boundless Vases“ sind die Installationen von Ngozi-Omeje Ezema überschrieben, grenzenlose Vasen. Inspiriert von der traditionellen Keramikkunst ihrer nigerianischen Heimat, schafft Ezema neue Formen, die die Zerbrechlichkeit allen Lebens vor Augen führen. Durch verschieden langes Brennen der einzelnen Fragmente entstehen die unterschiedlichen Farben.
Das Tolle an den Rotundenprojekten ist: Völlig kostenlos kann man sich hier zu den Museumsöffnungszeiten umschauen. Ezemas Installationen passen perfekt zum vorherigen Projekt der Neuen Sammlung, das parallel bis Ende April bestehen bleibt: Unter dem Titel „Social Seating“ stehen wie berichtet verschiedene Sitzgelegenheiten bereit und laden dazu ein, innezuhalten. Den Kopf in die Höhe, die im Wintersonnenschein leuchtenden Blätterarbeiten betrachten und sich bewusst machen, dass alles vergeht – damit Neues entsteht.
KJK
Bis 11. Mai 2025
täglich (außer Montag) 10 bis 18, Do. bis 20 Uhr.