Den Schneesturm überwinden

von Redaktion

Auf dieser Seite finden sich lauter Zuckerguss-überzogene Geschichten. So gehört sich das schließlich zur Vorweihnachtszeit. Erzählungen voller Liebe wärmen wie Kerzen und Lichter in der kalten Winternacht. Trotzdem machen Trauer, Schmerz und Ängste im Advent nicht einfach Pause. Gerade in dieser Zeit ist es für Burschen wie Morris, der seine Eltern verloren hat, besonders hart zu sehen, wie fröhlich andere Familien gemeinsam feiern.

Morris wohnt seit Kurzem bei seiner Oma. Die ist zwar liebevoll, nennt ihn „Superman“ – weil Namen einem ein bisschen breitere Schultern verleihen können. Doch trotzdem fühlt sich Morris allein und die schmerzlichen Erinnerungen hören nicht auf, in seinem Kopf zu kreisen. Besonders nachts, beim Einschlafen. Denn: „Mit geschlossenen Augen sieht man manchmal erst recht zu viel.“

Wenn Omas Hund Houdini wegläuft, muss er sich auf den Weg machen, ihn zu suchen. Wie in dieser kalten Winternacht, in der die Suche in einem gefährlichen Schneesturm endet.

Der belgische Kinderbuchautor Bart Moeyaert erzählt in „Morris, der Junge, der den Hund sucht“ eine Geschichte für Kinder ab acht Jahren voller Wahrhaftigkeit. Mit feinem Gespür für die Psychologie von Heranwachsenden – hier nimmt einer deren Gefühle ernst. Wut und Trauer und Angst und Einsamkeit. Aber auch: Freude! Sebastiaan van Doninck hat das mit zwar wenigen, dafür umso wirkungsvolleren Zeichnungen illustriert, die das Dunkle und das Helle einfangen.

Und am Ende schenken Autor und Illustrator allen kleinen Leserinnen und Zuhörern doch den Funken Hoffnung, dass es besser werden, man sich wie Hund Houdini und dessen Namensvetter aus unveränderlich wirkenden Situationen herauswinden kann. Man sich sein eigenes Glück schaffen kann, in dem ein warmes Zuhause wartet. Mit Birnenkuchen, heißer Schokolade und Schlagsahne.
KJK

„Morris, der Junge, der den Hund sucht“. Hanser Verlag, München, 64 Seiten; 15 Euro.

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