Wenn die Weihnachtskiste aus dem Keller geholt wird, kann die magische Zeit des Jahres beginnen. Fast jede Familie hat so einen Karton, in dem Christbaumkugeln, Engelchen, Krippenfiguren lagern und elf Monate lang darauf warten, in den Wohnungen und Häusern aufgestellt zu werden. Jede Generation ergänzt den Schatz naturgemäß nach dem eigenen Geschmack. Und so erzählt eine jede Weihnachtskiste viel über die Bräuche vergangener Zeiten. Darüber könnten ganze soziologische Abhandlungen geschrieben werden.
Lisa Ahland wählt lieber das Genre Roman. Der spielt im schleswig-holsteinischen Husum, hoch im Norden. Dort steht im Buch wie im echten Leben ein Weihnachtsmuseum. Ahland schmückt es literarisch etwas aus und macht es zu einem pompösen Zauberort, an dem noch dem größten Weihnachts-Grinch warm ums Herz wird. Besonders Rike ist Feuer und Flamme für diesen magischen Ort, denn für sie ist die Adventszeit das Höchste. Obwohl oder vielleicht gerade, weil ihre Mutter Vally gar nichts mit den weihnachtlichen Traditionen am Hut hatte. In Rikes Kindheit gab’s weder Adventskalender noch Christbaum – und schon gar keine Weihnachtskiste. Umso neidischer wird Rike, die für ein paar Wochen aus Hamburg zurück nach Hause kommt, um Vally beim Ausmisten des Elternhauses zu helfen, als sie in besagtem Weihnachtsmuseum auf eine besonders mysteriöse Weihnachtskiste mit Schätzen aus mehreren Jahrzehnten stößt. Und macht sich sogleich auf die Suche nach den Besitzern dieses kostbar gefüllten Kartons.
Lisa Ahland bietet im Grunde einen klassischen Weihnachtsroman – inklusive zarter Liebesgeschichte selbstverständlich. Doch sie ergänzt die Genre-typisch recht vorhersehbare Handlung zusätzlich durch allerlei historische Fakten rund um die Entstehung adventlicher Bräuche und Traditionen. In dieser Weihnachtskiste steckt so manche interessante Info für den nächsten Small Talk am Gabentisch.
KJK
Lisa Ahland: „Das Geheimnis der Weihnachtskiste“. Goldmann Verlag, München, 301 Seiten; 18 Euro.