Zu jeder Vorweihnachtszeit gehört so ein richtig schöner kitschiger Roman. Und bitte sehr: Da ist er schon. Wobei die norwegische Autorin Kjersti Herland Johnsen sich davor hütet, jede Seite allzu sehr in Zuckerguss zu baden. Dafür herrscht viel zu viel Chaos im Himmelfjell Hotel, das zum Zeitpunkt ihrer Geschichte nur dem Namen nach himmlisch ist. Ingrid Berg hat vor Kurzem von ihrer Großmutter das Haus übernommen, das ihre Familie seit Generationen führt. Idyllisch gelegen im norwegischen Gebirge, mit einer Küchenchefin, die täglich frische Platzerl backt, und dann schneit es auch noch – wie sollte es da kein zauberhaftes Weihnachtsfest werden? Theoretisch schön und gut – doch Wasserschäden, Schimmelstellen-Funde, Mäuse und allerlei mehr plötzliches Unheil sorgen dafür, dass Ingrid kurz davor ist, alles hinzuschmeißen und ihr geliebtes Zuhause doch an die großen Hotelketten zu verkaufen, die ihr ständig viel zu niedrige Angebote machen. Außerdem hat Ingrid, die einmal eine erfolgreiche Klettergröße in der internationalen Bergwelt war, mit einem schweren Trauma zu kämpfen – haarscharf hat sie ein Lawinenunglück überlebt, ein enger Freund ist bei dem Unfall gestorben, ihre Beziehung mit dem damaligen Tourenleiter ging in die Brüche. Doch weil dies nun mal ein Weihnachtsroman ist, entwickelt Kjersti Herland Johnsen aus dieser trüben Story nach und nach eine Stehaufweibchen-Geschichte vor schönster winterlicher Kulisse. Garniert mit etwas Krimi, bisschen Gesellschaftskritik, sehr viel Familienzusammenhalt – und ganz viel Liebe. Weil die auch durch den Magen geht, gibt’s obendrauf drei norwegische Rezepte für Pfannkuchen mit magischer Milch, Lammrippe mit Steckrübenstampf und Sahne-Karamell-Bonbons. Lauter Leckereien aus dem Himmelfjell Hotel – doch ganz schön himmlisch.
KJKKjersti Herland Johnsen: „Weihnachten im Himmelfjell Hotel“. Atlantik Verlag, Hamburg, 393 Seiten; 18 Euro.