Sie haben einander nie kennengelernt. Doch holt Andreas Wellano die Begegnung mit seiner Großtante Liesl Karlstadt nun im Münchner Teamtheater nach. © Teamtheater
Wie sagt Karl Valentins Firmling: „Heit is’ zünftig!“ Und teilweise gilt das auch für diesen Theaterabend, an dem das Zünftigste fraglos die fünfminütige Umbaupause war: Erst wurde den Zuschauern im Münchner Teamtheater Tankstelle Wunder was versprochen und vollmundig angekündigt, wie toll das sei, einmal einem Bühnenumbau zuzuschauen. Aber der bestand dann einfach nur darin, dass die zwölf umgefallenen Notenständer, die als Bühnenbild fungieren, wieder aufgestellt und unnötigerweise sehr akkurat angeordnet wurden! Eine herrlich groteske Luftnummer, die wirklich als valentinesker Moment aufleuchtet in dem Solostück „Wellano! Lebst aa no?“, das ja eigentlich nicht Karl Valentin, sondern seine geniale Partnerin Liesl Karlstadt in den Mittelpunkt stellt, die bürgerlich Elisabeth Wellano hieß.
Wellano heißt aber eben auch der Darsteller in diesem Gastspiel des Frankfurter Wu Wei Theaters, Andreas Wellano, der tatsächlich ein Großneffe von Liesl Karlstadt ist. Allerdings hat er seine Tante nie persönlich kennengelernt: Sie starb bereits 1960, während der Neffe erst ein Jahr vorher, elfjährig, aus dem Elsass nach München kam – und sein Vater als Amtsarzt gemäß dem damaligen Standesdünkel mit der Künstlerverwandtschaft nichts zu tun haben wollte.
Diese versäumte, aber oft imaginierte Begegnung holt der Schauspieler jetzt auf der Bühne nach, indem er – unter der Regie seiner Gattin Angelika Sieburg-Wellano – Episoden aus dem Leben Liesl Karlstadts halb spielt, halb erzählt: das Zusammentreffen der jungen Diseuse mit Karl Valentin, der ihr Talent fürs Komische erkannte und ihr den Künstlernamen gab; die berühmten Rollen wie der Firmling oder der Kapellmeister in der „Orchesterprobe“; der Selbstmordversuch von 1935; das glückliche Leben auf einer Tiroler Alm in den Vierzigerjahren. Allerdings sind die gelungensten Szenen gar nicht die, in denen der Solist mit Blümchenkleid und Perücke seine Tante spielt (und statt Münchnerisch einen etwas outrierten österreichischen Dialekt spricht). Am besten ist Andreas Wellano vielmehr, wenn er mit Frack und Clownsnase für zünftige Momente voll absurder Poesie sorgt. Freundlicher Beifall.
ALEXANDER ALTMANN
Nächste Vorstellungen
am 7., 12., 13. und 14. Dezember;
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