Betörender Mix

von Redaktion

Von Shaggy bis Max Giesinger: die „Night of the Proms“ in der Münchner Olympiahalle

Max Giesinger hat natürlich seinen Hit „80 Millionen“ dabei – die Fans singen textsicher mit. © Martin Hangen

Die eine Hälfte der Eurythmics: Dave Stewart auf der Bühne der Olympiahalle. © Martin Hangen

„Na endlich!“ Das Publikum in der ausverkauften Olympiahalle am Freitag beim Auftakt der Proms. © Martin Hangen

„Mr. Boombastic“: Reggae-Musiker Shaggy holt die Fans von ihren Sitzen. © Martin Hangen

Er verzauberte die Menschen in der Münchner Olympiahalle: Pianist Louis Philippson ist auf TikTok bereits ein Star: © Martin Hangen

„Na endlich!“ Die Frau klopft ihrem Begleiter aufgeregt auf den Oberschenkel und deutet Richtung Bühne. Gerade hat der junge Pianist Louis Philippson die ersten Töne des Instrumentalparts von „Music“ auf die Tasten gezaubert, und wie dem Pärchen auf dem Rang geht es auch den übrigen Besuchern in der ausverkauften Olympiahalle: Auf die Hymne der „Night of the Proms“ haben sie alle gewartet.

Louis Philippson liefert. Mit einem Lächeln auf den Lippen und flinken Fingern brilliert der 21-Jährige, der auf TikTok bereits ein Star ist, mit einem Medley, das den berühmtesten Teil des John-Miles-Klassikers enthält, mit Interpretationen klassischer Stücke, aber auch mit seiner eigenen Komposition „Supernova“. Seine Auftritte am Freitagabend gehören zu den Höhepunkten der „Proms“, die in diesem Jahr 30-jähriges Deutschland-Jubiläum feiern. Vier Shows gab es an diesem Wochenende in München. Und einige große Hits der Musikgeschichte.

Alexandra Arrieche hält das Geschehen zusammen

Der Newcomer teilt sich dabei die Bühne mit Cutting Crew, Max Giesinger, Shaggy, Starship und Dave Stewarts Eurythmics. Musikalisch getragen wird das Spektakel vom Antwerp Philharmonic Orchestra, der „Night of the Proms“-Band Backbone und dem Chor Fine Fleur unter der Leitung von Alexandra Arrieche. Die Brasilianerin hält Orchester, Chor, Band und Stars souverän und charmant zusammen. Die Belgier zeigen ihre Klasse, wenn sie ganz klassisch klassische Stücke wie die Ouvertüre der „Hochzeit des Figaro“ oder den „Feuertanz“ darbieten. Aber auch wenn sie den Klangteppich für die Rock- und Pop-Hits ausbreiten, denen Backbone die nötige Prise Rock beimischen.

Klassische Musik ist nicht zwingend für ihr Mitklatsch-Potenzial bekannt, doch auch das bekommen die Künstler hin. Bei der Overtüre zu „Wilhelm Tell“ dirigiert Arrieche nicht nur das Orchester, sondern auch das Klatschen des Publikums. Das darf den ersten Applaus des Abends direkt sich selbst spenden: Moderator Marcus Fahn, der entspannt durch den Abend führt, fordert die Besucher auf, Nebenmann oder Nebenfrau zum Walzer aufzufordern. Da lässt sich das Publikum nicht lange bitten. Im Dreivierteltakt geschunkelt und getanzt wird nicht nur in der bestuhlten Arena, sondern auch auf den Treppen der Ränge.

Es ist sehr viel Zeitreise, vom Walzer zu den Hits unserer Zeit, aber der Bogen wird elegant gespannt. Wenn Cutting-Crew-Sänger Nick van Eede begleitet von Leadgitarrist Gareth Moulton „I died in your Arms tonight“ intoniert, Mickey Thomas von Starship „We built this City“ anstimmt oder Max Giesinger seinen Hit „80 Millionen“ performt, ist das Publikum textsicher dabei. Spätestens, als nach der Pause mit Pauken und Trompeten Reggae-Musiker Shaggy auf die Bühne kommt, hält es tatsächlich niemanden mehr auf den Sitzen. Da werden Hip-HopArme in die Luft gerissen, wenn „Mr. Boombastic“ seine Hits präsentiert.

Hits hat auch Dave Stewart, einst eine Hälfte der Eurythmics, im Gepäck. Und Vanessa Amorosi, die im Jahr 2000 mit „Absolutely Everybody“ einen großen Hit hatte. Die Sängerin versucht gar nicht erst, Annie Lennox bei Songs wie „Here comes the rain again“ oder „There must be an Angel“ zu imitieren, sie macht sie sich zu eigen, und das macht sie ziemlich gut. Überhaupt fügt sich vieles gut zusammen bei diesem ersten von vier Konzerten. Die „Night of the Proms“ beweist vor allem zwei Dinge. Erstens, dass Rock und klassische Musik hervorragend zusammenpassen. Und zweitens, dass die großen Hits der Musikgeschichte absolut zeitlos sind.
KATHRIN BRACK

Artikel 2 von 10