AUSSTELLUNG

Kleine Bücher – großes Glück!

von Redaktion

Das Literaturhaus München feiert die Pixi-Reihe

Einen Überblick über die vergangenen Jahrzehnte bietet die Schau – und zeigt, wie sich die Themen gewandelt haben.

Ein quadratischer Erfolg: Seit 1954 sind die Pixi-Bücher auf dem Markt – Lesespaß zum kleinen Preis. © Markus Götzfried (3)

Auf Augenhöhe der Kinder: Kobold-Aussteller mit bis zu 500 Heften stehen seit 1994 in Läden, Tankstellen und Drogerien.

Es ist zehn mal zehn Zentimeter groß, hat 24 Seiten mit bunten Bildern, kostet 99 Cent und ist bekannt wie Angela Merkel: das Pixi-Buch. In diesem Jahr sind die kleinen Heftchen aus dem Carlsen Verlag auch so alt geworden wie die ehemalige Bundeskanzlerin, nämlich 70. Sieben Jahrzehnte Geschichten von Kätzchen, Feuerwehrmännern und -frauen, lieben und frechen Kindern, rosa Elefanten und rotmützigen Kobolden. Und doch sind die kleinen Bücher viel mehr als das. Tanja Graf, die Leiterin des Münchner Literaturhauses, bescheinigt ihnen gar ein „demokratisches Moment“. Denn: Es sind Bücher, die sich jeder leisten kann. Und oft die ersten, die sich Kinder selbst aussuchen. Graf: „Wer heute Pixis anschaut, will morgen große Bücher.“

Das Literaturhaus widmet den Heftchen nun eine eigene Ausstellung: „Pixi – 70 Jahre kleine Bücher“. Die erste Kinderausstellung im Literaturhaus überhaupt, Kinderwagenparkplatz und Wickelstation im Foyer inklusive. Kinder (bis 18 Jahre) haben freien Eintritt. Doch auch für die Erwachsenen (Eintritt 7 Euro) lohnt sich ein Besuch – eine nostalgische Reise in die eigene Kindheit.

„Pixi“ kommt von „pixy“, dem englischen Wort für Kobold. Der rote Zipfelmützenträger liefert Bastel- oder Backtipps am Ende jedes Hefts. Der Vater der „Pixis“ ist der dänische Verleger Per Hjald Carlsen. Seine Idee: Jedes Kind soll Bücher haben. Was damals nicht selbstverständlich ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg herrscht Papiermangel, gebundene Kinderbücher sind oft kaum bezahlbar. Auch der Gang in einen Buchladen stellt – damals wie heute – für viele eine Schwelle dar. 1954 kommt das erste Heft mit dem Titel „Miezekatzen“ auf den Markt. Der Preis: 50 Pfennig. Der Buchhandel rümpft die Nase, also bringt Carlsen die Hefte zu Kiosken, Kaufhäusern, Spielwarenläden – dorthin, wo die Kinder sind. Und trifft damit einen Nerv. 1957 sind bereits eine Million Pixi-Bücher verkauft. Ein quadratischer Erfolg.

Ein weiterer Meilenstein: die „Schütte“, erklärt Lektorin Eleonore Gregori vom Carlsen Verlag. Seit 1994 stehen Kobold-Aussteller mit bis zu 500 Heften in Läden, Tankstellen und Drogerien – auf Augenhöhe der Kinder. Der Verkauf der Büchlein ging so noch einmal signifikant in die Höhe. In der Ausstellung ist das charmant dargestellt durch eine „Pixi-Armee“, angelehnt an die historische Terrakotta-Armee aus China.

Vom Erstling „Miezekatzen“ bis „Ava auf einem Bein“ (2024): Die Schau zeigt 1056 Cover in 44 Rahmen. Ein privater Sammler hat sie dem Carlsen Verlag zur Verfügung gestellt. Die Bücher sind auch Zeugnis ihrer Zeit. Das zeigt sich an Details wie den Namen der Titelhelden und -heldinnen: In den Siebzigern erlebt „Jens“ Abenteuer mit seinem Hamster, in den Achtzigern räumen „Tine“ und „Thomas“ auf, in den Neunzigern wird „Nils“ getauft und in den Nullerjahren greift „Lara“ nach den Sternen. Auch die Ästhetik und die Inhalte haben sich stets angepasst, spiegeln den gesellschaftlichen Wandel. Die ersten Pixi-Bücher etwa zeigen nur Männer in Berufen. „Wenn Peter zu seinem Vater ins Büro kommt, guckt er voll Ehrfurcht auf den großen Schreibtisch mit Telefon und Schreibmaschine“, heißt es da in einem Büchlein aus den Sechzigern. „Ein so tüchtiger Fabrikdirektor wie Vati möchte er auch einmal sein!“ Die Mutter wird auch erwähnt – weil sie die Socken stopft.

Heute erzählen die Bücher von Astronautinnen und Notärztinnen. Prinzessinnen kommen zwar auch noch vor – aber als Akteurinnen ihrer eigenen Geschichten. Und die Märchen – ein Dauerbrenner im Sortiment – werden weniger gewaltvoll dargestellt.

Als großer Spaß könnte sich das „Pixi“-Bad in der Ausstellung entpuppen, ein Bällebad aus Büchern. Schuhe aus und eintauchen in ein Meer aus Geschichten. Das Buch „Angela und ihre Abenteuer im Kanzleramt“ findet sich noch nicht darunter, aber vielleicht eine Anregung für ein weiteres Werk.
JANINA VENTKER

Bis 2. Februar

Mo. bis So. 11 bis 18 Uhr; Literaturhaus München, Salvatorplatz 1.

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