Im Hof des Deutschen Theaters schon mal vorgefahren: Lottie Power und Ben Darcy, die von Donnerstag an als Sandy und Danny in „Grease“ zu erleben sein werden. © Alex Hartinger
An ihre erste Begegnung mit „Grease“ erinnert sich Choreografin Rebecca Howell noch ganz genau. „Meine Schwester und ich haben den Film früher quasi in Endlosschleife gesehen und sind danach immer wild durchs Wohnzimmer getanzt. Das hat unseren Vater schon leicht traumatisiert, glaube ich.“ Dass es während ihrer aktiven Zeit als Tänzerin nie mit einer Rolle in „Grease“ geklappt hat, bedauert sie daher schon ein wenig. „Das war eben Schicksal. Aber das gleiche ich jetzt mit dieser neuen Produktion aus. Da packe ich jetzt alles rein.“
Howell ist gemeinsam mit Regisseur James Grieve die treibende Kraft hinter der neuen „Grease“-Tournee, die diese Woche am Deutschen Theater ihre Premiere feiern wird. Grieve und Howell sind dabei ein bestens aufeinander eingespieltes Team, das auch hier auf den Proben darum bemüht ist, die Tanzsequenzen nicht einfach als flotte Einlagen abzufeiern, sondern flüssig aus der Handlung heraus zu entwickeln.
Dass die Geschichte von „Grease“ mit einer Menge Nostalgie verknüpft ist und heute womöglich etwas aus der Zeit gefallen scheint, ist den beiden durchaus bewusst. Aber gerade hierin liegt für James Grieve auch der Reiz, das Kult-Musical nun mit einer jungen Generation von Darstellerinnen und Darstellern anzugehen. „Das größte Geschenk bei so einer Produktion ist immer die Vorbereitungszeit, wenn man sich in das Stück hineinarbeitet und auch den historischen Kontext durchleuchtet.“ Denn viele vergessen gern, dass „Grease“ eben kein Musical der Fünfzigerjahre ist, sondern tatsächlich erst 1972 in Chicago seine Uraufführung erlebte. Mit einem durchaus ironischen Blick auf die heile Welt der Nachkriegszeit, die in den Filmen von Doris Day und Co. ordentlich weichgezeichnet wurde. Die neue englischsprachige Tournee-Fassung will daher zurück zu den Wurzeln. Wofür man auch drei Songs aus Chicago ausgegraben hat, die später am Broadway gestrichen wurden und erstmals in Deutschland zu hören sein werden. Aber keine Angst, auch auf die großen Hits, die für den Film geschrieben wurden, muss man deshalb keineswegs verzichten. Denn was wäre „Grease“ ohne Ohrwürmer wie „You’re the One that I want“?
Ein paar mehr Ecken und Kanten schaden der Story freilich nicht. Immerhin wird sich am Ende auch diesmal wieder die brave Sandy verbiegen müssen, um die Beziehung zu ihrem Danny nicht zu gefährden. Für Rio Maye kam daher schon bei Auditions nur eine Rolle infrage: Rizzo, die Anführerin der Pink-Ladys-Gang. „Privat bin ich ganz anders als sie, aber gerade deswegen hat es mich so gereizt. Rizzo ist tough und manchmal auch gemein zu anderen. Aber sie bleibt sich immer selber treu.“ Positiv stimmt Rio Maye vor allem, dass auf den Proben nicht nur die Choreografien exakt durchgetaktet werden, sondern immer Zeit bleibt, um über die Motivation der einzelnen Figuren zu diskutieren. „James hat da immer ein offenes Ohr. Es gibt manches, das ich vielleicht auf eine gewisse Art machen würde. Aber würde es Rizzo auch so machen? Und wenn nein, warum?“
Zustimmung kommt hier ebenfalls von Danny Nattrass, der den ruppigen Kenickie verkörpert, gleichzeitig aber auch als Zweitbesetzung den Danny covert. „Ich freue mich sehr auf die Tour, weil ich das Stück aus zwei unterschiedlichen Perspektiven kennenlerne. James wollte Kenickie so anlegen, dass er ständig kurz vor dem Explodieren steht, weil er mit seinen Emotionen nicht klarkommt und niemand ihn verstehen will. Und das ist ein Gefühl, mit dem sich junge Menschen heute, glaube ich, immer noch sehr gut identifizieren können.“
TOBIAS HELL
Premiere
ist am Donnerstag, 19.30 Uhr;
Telefon 089/55 234 444.