Absolute Könner

von Redaktion

Das Bill Stewart Trio in der Unterfahrt

Ein Meister an Trommeln und Becken: Bill Stewart © J. Rogers

Nur Tenorsaxofon, Kontrabass und Schlagzeug, kein Harmonieinstrument. Das ist gewissermaßen Jazz auf seine pure Essenz reduziert, Melodie und Rhythmus, die Akkordgerüste impliziert, angedeutet. Bei dieser Instrumentierung kann sich keiner verstecken, und es braucht absolute Könner, um der drohenden Gefahr der ermüdenden klanglichen Monokultur entgegenzuwirken. Könner wie Bill Stewart an Trommeln und Becken, der das Metrum markiert und gleichzeitig ausschmückt und mit gegenläufigen Akzenten camoufliert. Einen Virtuosen wie Larry Grenadier am Bass, im Geschehen in jedem Moment gleichwertig präsent. Und am Sax einen mit cooler Eleganz phrasierenden Meister der Modulationsnuancen wie Walter Smith III, der die Töne ganz sanft anblasen und ihnen dann Schärfe beimischen oder sie zu satter Fülle aufpusten kann.

Meisterhaft variiert der interaktive Dreier Führungs- und Begleitrollen sowie die Reihenfolge der Solisten, lässt die Tempi zwischen mitreißendem Power-Swing und auf niedriger Flamme köchelnden Balladen changieren. Bandleader Stewart, auch ein Meister des subtilen Spiels mit den von jüngeren Schlagzeugern kaum noch benutzten Besen, hat das Gros der Stücke geschrieben, darunter die von Herzen kommende Widmung „FU Donald“.

Sax, Bass, Drums: Mehr braucht es manchmal nicht für zeitlos guten Jazz. Jedenfalls dann nicht, wenn wie im Bill Stewart Trio drei der im Big Apple gefragtesten Vertreter ihres jeweiligen Instruments zusammenfinden, um Virtuosität und Egofreiheit souverän auszubalancieren. Nach dieser eindrucksvollen Demonstration in der ausverkauften Unterfahrt weiß man in München wieder: So klingt’s (im besten Fall) in New York.
REINHOLD UNGER

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