Diese selten gespielte Oper hat ein Problem, auf den Bühnen wie auf Silberscheibe: Ohne adäquate Besetzung ist bei Bellinis „I puritani“ nichts zu machen. Für diese Einspielung hat sich eine imponierende Gesangsriege gefunden, an der Spitze Lisette Oropesa. Keine Elvira der Marke Zwitschervögelchen, sondern eine dunkle, energiereiche, zu Filigranstem fähige Stimme. Oropesa segelt nicht wie große Vorgängerinnen durch die Partiturzeilen, sondern klingt eher nach Charakterdarstellerin – keine Königin des Belcanto also, eher eine Kanzlerin. Lawrence Brownlee ist derzeit einer der wenigen Tenöre, die sich den fies gelagerten Arturo überhaupt zutrauen (inklusive hohem F!). Der junge Bariton Anthony Clark-Evans lässt als Riccardo mehr als aufhorchen und auf eine Riesenkarriere hoffen. Dirigent Riccardo Frizza hat am Pult der Dresdner Philharmonie das Bellini-Gen. Ab 28. Dezember wagen sich die Festspiele in Erl an das heikle Stück.
TH
Bellini:
„I puritani“. Dresdner Philharmonie, Riccardo Frizza (EuroArts).
★★★★☆ Hörenswert