Raues Abenteuer für kalte Tage

von Redaktion

Folter, Hungersnöte, Mittelalter – wer sich durch die dunklen Kapitel der Menschheitsgeschichte wühlt, erfährt eine tiefe Dankbarkeit fürs Hier und Jetzt. Ein Gefühl, das sich auch bei der Lektüre des historischen Romans „Sing, wilder Vogel, sing“ einstellt. Der romantische Titel trügt. Jacqueline O‘Mahony zerrt ihre Leserschaft an die unwirtliche irische Westküste im Jahr 1849. Land und Unterkünfte sind dort von englischen Gutsherren gepachtet. Wer nicht rechtzeitig zahlt, dem wird der Besitz weggenommen. Eine grauenvolle Hungersnot vertreibt auch die junge Außenseiterin Honora aus ihrer Heimat. Wie so viele hofft sie nach einer aufreibenden Schifffahrt auf ein besseres Leben in Amerika. Doch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten erlegt der jungen Frau immer neue Zwänge, Abhängigkeiten, Demütigungen auf. Es ist der brennende Wunsch nach Unabhängigkeit, der Honora schließlich am Leben hält. O‘Mahony hat einen rauen Abenteuerroman mit dramatischen Wendungen geschrieben – klar und berührend. Ein Buch für kalte Winterabende in den kuscheligen vier Wänden, das man nur schwer aus der Hand legen kann.
AKI

Jacqueline O‘Mahony

„Sing, wilder Vogel, sing“,
Diogenes, Zürich, 368 Seiten;
24 Euro.

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