Sex und Drogen. Ohne sie erzählt sich keine dieser Beziehungsgeschichten. Und nach dem Austoben: das Erwachen. Ava, Robin, Delia und Silvia – vier junge Menschen, ausgesperrt auf einem Hochhausdach. Ein konstruiertes Kammerspiel der Gefühlsausbrüche? Ein Coming-of-Age-Roman in Retrospektiven? Für das Genre des Erwachsenwerdens sind Hengameh Yaghoobifarahs queere Charaktere eigentlich zu alt. Dennoch handelt „Schwindel“ vom Finden – sich selbst im Spiegel des anderen, aber auch im eigenen Körper, kurz: in Pronomen, die sich gut anfühlen, ob lesbisch oder trans. Yaghoobifarah schildert diese Ausbrüche aus den Gefängnissen eines „gender affirmating lifestyles“ explizit und direkt, dann wieder altmodisch literarisch – ein selbstbewusstes, dennoch tastendes Experiment. Das zeigt auch das Schriftbild, mal lyrisch, mal zeichenhaft. Nicht jede(r) muss das mögen. Davon probieren? Warum nicht.
TEG
Hengameh Yaghoobifarah:
„Schwindel“. Blumenbar, 240 Seiten; 23 Euro.
★★★★☆ Lesenswert