UNSERE KURZKRITIKEN

Sprechende Räume

von Redaktion

Natur, Zeit und einen französischen Maler mit eigenem Kopf (er lebte in Rom, nicht am heimatlichen Hof!) verbindet das Buch. Willibald Sauerländer (1924-2018), bedeutender Münchner Kunsthistoriker, widmete sich ab 2013 Landschaftsgemälden von Nicolas Poussin (1594-1665). Ein wissenschaftliches Monument konnte nicht mehr entstehen – zum Glück für die „normale“ Leserschaft. Sie kann dem Autor auf seinen Spaziergängen durch Poussins 23 stets erfundene Täler bequem folgen, heraus aus Gebirgsklüften, entlang von Flüssen, öfters hin zu ebenfalls erfundenen Städten. Sauerländer sieht Poussins NaturSzenerie als sprechende Räume. Sie kommentieren oder kontrastieren Charaktere des Mythos wie Narziss, Gemüter der Evangelisten, Schicksale des Athener Politikers Phokion und von Menschen in Liebe oder Panik. Die Geschichten faszinieren. Mehr noch die Bilder, weil sie meist Rätsel enthalten, die sich nie ganz lösen lassen. Das auszuhalten, kann man mit diesem Buch ebenfalls lernen.
SIDA

Willibald Sauerländer:

„Die Natur im Stundenglas der Zeit – Poussins Landschaften“. C.H.Beck, 287 Seiten; 58 Euro.


★★★★☆ Lesenswert

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