Sissi ist zurück auf der Bühne

von Redaktion

Das Wiener Musical „Elisabeth“ feiert Premiere im Deutschen Theater

Vom Schicksal gebeutelt: Österreichs Kaiserin Elisabeth im Musical. © Zheng Tianranmin

Ein selten glückliches Paar: Elisabeth und Kaiser Franz. © TIANYE DONG

Elisabeth unterwegs mit Schirm und Entourage. © Zheng Tianranmin

Zu Weihnachten war die „Sissi“-Trilogie mit Romy Schneider in der Hauptrolle für viele Menschen wahrscheinlich wieder einmal absolutes Pflichtprogramm. Drei Filme, die in der kalten Jahreszeit regelmäßig das Herz erwärmen und das Bild der bayerischen Prinzessin und österreichischen Kaiserin nachhaltig geprägt haben. Mindestens ebenso viel hat zu ihrem Nachruhm aber zweifellos auch das Musical „Elisabeth“ beigetragen. Seit seiner Uraufführung 1992 hat sich das Stück aus der Feder von Sylvester Levay und Michael Kunze zum erfolgreichsten deutschsprachigen Musical aller Zeiten gemausert. Und auch am Deutschen Theater München ließ „Elisabeth“ bereits mehrfach ordentlich die Kasse klingeln.

Zum Start ins neue Jahr dürfen sich Fans der Show nun über eine neue Produktion freuen, die mit Bettina Mönch und Roberta Valentini gleich zwei Publikumslieblinge präsentiert, die sich hier in der Titelrolle abwechseln. Wobei die doppelte Kaiserin keineswegs der einzige Anreiz für einen oder mehr Besuche in der Schwanthaler Straße ist. Denn während der Graben bei anderen Tournee-Produktionen oft eher mager bestückt ist, wartet diese neue „Elisabeth“ mit einem großen Orchester auf, das Ohrwürmern wie „Ich gehör nur mir“ oder „Die Schatten werden länger“ mit satten Streichern und donnernden Blechbläsern eine symphonische Breite verleiht.

Ihren Ursprung hatte die halb-szenische Produktion von Regisseur Gil Mehmert 2019 vor dem Wiener Schloss Schönbrunn, wohin auch im Sommer 2024 wieder Scharen von Musicalfans gepilgert waren, um das opulente Open-Air-Spektakel quasi am Originalschauplatz zu erleben. Die Idee dafür hatte es schon länger gegeben. Wie Christian Struppeck, der Musical-Intendant der Vereinigten Bühnen Wien, bei der Premiere in der Donaumetropole erzählt. „Dass aus der Idee endlich Realität werden konnte, lag vor allem an unseren Partnern von Semmel Concerts, die nicht nur die personellen und finanziellen Ressourcen mitbrachten, sondern auch das Know-how, das man für ein Event mit 11.000 Zuschauern pro Abend braucht. Und nachdem das in Wien gleich dreimal super funktioniert hat, kam Dieter Semmelmann irgendwann mit der Idee, ob wir das nicht auch in einer Indoor-Variante auf Tournee schicken wollen.“

Dass man dabei auf die spektakuläre Kulisse des Habsburger Prunkschlosses nicht ganz verzichten muss, dafür wird in der Tour-Variante eine große LED-Wand im Bühnenhintergrund sorgen. Sie bietet ebenso Schauwerte wie die farbenprächtigen Kostüme oder die Choreografien, bei denen man die schmale Spielfläche vor dem Orchester optimal ausnutzt.

Etwas kompakter fällt lediglich die Spieldauer aus. Was der Tatsache geschuldet ist, dass Open-Air-Konzerte immer ein Zeitlimit haben. Und dem benachbarten Schönbrunner Zoo, wie Christian Struppeck augenzwinkernd verrät. „Die Tiere wollen nachts schlafen und mögen das Musical deshalb nicht ganz so gern wie das Publikum.“ Vermissen wird man seiner Meinung nach aber trotzdem kaum etwas, weil meist sehr subtil gekürzt wurde. „Es gibt einfach Nummern, die im Theater besser funktionieren. Aber alles, was erzählt werden muss, ist natürlich drin. Und für mich wirkt das Stück in dieser Fassung fast noch intensiver, weil man mehr auf die Musik und den Gesang fokussiert ist.“

Solch ein Konzept steht und fällt natürlich auch mit der Besetzung. Und hier setzt man für die Tour auf eine gesunde Mischung aus bekannten und neuen Gesichtern. So stößt etwa in der Rolle des Todes mit Lukas Mayer ein junger Darsteller zum Team, der zuletzt als „Jesus Christ Superstar“ am Staatstheater Nürnberg auf sich aufmerksam machte. Und dass er hier auf gleich zwei höchst unterschiedliche Titelheldinnen stößt, dürfte zweifellos für eine interessante Dynamik sorgen.

Aber im Gegensatz zu vielen amerikanischen Lizenzproduktionen war das Autorenteam hinter „Elisabeth“ ja von jeher bereit, sich auf neue Sichtweisen einzulassen und das Stück bei seinem Siegeszug um den Globus stetig weiterzuentwickeln. Womit man den Fans immer wieder etwas Neues zu bieten hat.
TOBIAS HELL

„Elisabeth“

Premiere am 8. Januar im Deutschen Theater. Vorstellungen bis 2. Februar.

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