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Gezähmte Hexen

von Redaktion

Spätestens im vierten Satz, wenn es zum Richtplatz geht, drehen die Orchester gern durch. Erst recht im Finale, beim Hexensabbat. Doch die Besenreiterinnen wirken in diesem Fall gezähmt, sind aber nicht minder gefährlich: Die „Symphonie fantastique“ von Berlioz ist mit dem Cleveland Orchestra eine ungewöhnliche Hörerfahrung. Weil Dirigent Franz Welser-Möst nicht auf (meist aufgesetzte) Drastik setzt, sondern auf gute Klangerziehung, auf Kantables und oft abgefederte Akzente. Der Gehalt eines Werks, das ist ja auch bei anderen Interpretationen des Österreichers so, teilt sich in seinen Augen und Ohren auch so mit, ohne Effekte. Erstaunlich, wie Welser-Möst in seiner langjährigen Chefzeit dem Ensemble österreichischen Charme beibrachte. Der Clou ist ja: Sein US-Orchester spielt so auf den Punkt und präzise, dass eine zusätzliche Schärfung gar nicht nötig ist. Dafür ist der Walzer so überdreht, dass man vom bloßen Lauschen außer Atem gerät.
TH

Berlioz:

Symphonie fantastique. Cleveland Orchestra, Franz Welser-Möst (TCO).


★★★★☆ Hörenswert

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