Er hätte so bekannt werden können wie Franz Kafka. Aber die Literaturgeschichte wollte es anders. Wenn man es von außen betrachtet (wie Daniel Kehlmann es in seinem viel zu kurzen Band tut), dann liest es sich wie eine Romanhandlung, dieses Schicksal von Leo Perutz. Der Mann, der 1882 in Prag geboren wurde und in Wien studierte, hatte seinen Brotjob in derselben Versicherungsanstalt wie Kafka. Er schrieb ebenso eine Vielzahl an Erzählungen und Romanen, ist heute aber fast vergessen. Zu Unrecht, wie Kehlmann konstatiert und darlegt, wie viel Perutz doch in seinen eigenen Büchern zu finden ist. Für ihn ist Perutz Vorbild und der Meister des Prinzips Handlung, weil er an den Ereignissen, die seinen Figuren widerfahren, zeigt, was Schicksal alles kann. Danach mag man ans Regal gehen und nach „St. Petri-Schnee“ oder „Nachts unter der steinernen Brücke“ suchen, die vielleicht zu weit nach hinten gerückt sind.
VES
Daniel Kehlmann:
„Über Leo Perutz“. Kiepenheuer & Witsch,
112 Seiten; 20 Euro.
★★★★★ Hervorragend