Auf „Allein“ folgt „Solitude“: Zwei der sechs Songs auf der neuen EP von Rue Oberkampf sprechen schon im Titel von der Einsamkeit. Die Münchner Coldwave-Elektro-Band, in der Schwarzen Szene längst international unterwegs, streift gern durch die eisig-sehnsüchtigen Hallräume der Achtziger. „Essenz“ ist, trotz des Titels, weniger eine Reduktion des bisherigen Werks auf den Kern als eine weitere Rückführung zu den Vorbildern – und Fortsetzung des Wegs zur Romantik, Pianoballade inklusive. „Solitude“ hat noch die härteren Rhythmen des EBM-Erbes, die Verwandtschaft zu Boy Harsher. „Allein“ knüpft eher an die Tradition von Visage oder Depeche Mode an. Alleinstellungsmerkmal nach wie vor: die Stimme der Frontfrau Julia de Jouy, die einen auf Französisch, Deutsch, Englisch gleichermaßen hineinzieht in ihre Welt des bittersüßen Schmerzes.
WIL
Rue Oberkampf:
„Essenz“ (YoungAndColdRecords).
★★★★☆ Hörenswert