Der Millionen-Mann

von Redaktion

Pianist und Internet-Star Hayato Sumino kommt ins Münchner Prinzregententheater

„Ich erreiche ein ganz anderes Publikum“: Hayato Sumino verbindet Klassik, Jazz und Filmmusik – und dreht davon Youtube-Videos. © Clemens Ascher

Mit Hayato Sumino stellt sich am Samstagabend im Prinzregententheater ein Pianist dem Münchner Publikum vor, der seinen Durchbruch 2021 im Rahmen des renommierten Chopin-Wettbewerbs feierte. Eine noch größere Fangemeinde dürfte den 29-jährigen Japaner allerdings aus den Sozialen Netzwerken kennen, wo sein Youtube-Kanal mit dem Namen „Cateen“ inzwischen mehr als 1,4 Millionen Follower verzeichnet und seine Videos regelmäßig Klickzahlen im sieben- bis achtstelligen Bereich erzielen. Karten fürs Münchner Konzert unter Telefon 089/ 93 60 93.

Woher kommt der Name „Cateen“?

Der stammt tatsächlich noch aus meiner Teenager-Zeit. Ich mochte Katzen und habe den Namen beim Online-Gaming verwendet. Und als dann die ersten Videos viral gingen, war es irgendwie zu spät, das noch zu ändern. „Cateen“ ist einfach irgendwie hängen geblieben.

Wie wichtig sind Social-Media-Plattformen im Bereich der klassischen Musik?

Durch die Corona-Zeit hat sich viel verändert. Ich war davor schon in den Sozialen Netzwerken unterwegs. Aber in dieser Zeit war es die einzige Möglichkeit, meine Musik mit den Menschen zu teilen. Das hat mir sehr geholfen. Finanziell, aber vor allem auch mental. Ich konnte so nicht nur mit anderen kommunizieren, sondern auch ohne Druck Dinge ausprobieren, die ich zum Teil in meine Konzerte übernommen habe.

Was war es für ein Gefühl, als zum ersten Mal eines Ihrer Videos viral ging?

Mein erstes Video habe ich vor 15 Jahren hochgeladen, als ich noch Schüler war. Und das hatte mit Musik noch überhaupt nichts zu tun. Es war ein Gaming-Video, das außer meinen Freunden kaum jemand gesehen hat. Mein populärstes Video sind die „7 levels of Twinkle Twinkle Little Star“. Da wollte ich zur Aufmunterung während der Pandemie meine eigene Version dieses Kinderliedes machen. Und mittlerweile sind wir da bei über elf Millionen Klicks.

Besteht nach so einem Erfolg nicht doch auch der Druck, solche Aufmerksamkeit zu halten oder sogar noch zu toppen?

Es ist schon nicht leicht, ständig neue Updates zu liefern und seinen Kanal lebendig zu halten. Aber Spaß macht es immer noch. Auch weil man dadurch noch mal ein ganz anderes Publikum erreicht.

Bei einem der jüngsten Videos sieht man Sie bei Ravels „Boléro“ gleich an zwei Instrumenten. Mit der linken Hand an einem Bar-Piano, mit der rechten am Steinway-Flügel. Werden wir solche „Stunts“ auch im Prinzregententheater erleben?

Ich hoffe schon. Ich mag die unterschiedlichen Klangqualitäten. Gerade bei einem Stück wie dem „Boléro“, das in der Orchesterfassung ja vor allem von den individuellen Farben der Instrumente lebt. Da hat sich die Idee mit zwei Klavieren angeboten. Bei Gershwins „Rhapsody in Blue“ habe ich auch schon mal eine Melodica mit dazugenommen. Oder ein kleines Spielzeugklavier. Aber das geht natürlich nicht mit jedem Werk. Bei Brahms oder einer Beethoven-Sonate käme so etwas nicht in Frage. Da hätte ich viel zu großen Respekt.

Der Fokus Ihres Münchner Konzerts liegt auf Johann Sebastian Bach und Alexander Skrjabin. Aber daneben sind auch eigene Kompositionen und Bearbeitungen angekündigt. Wie gehen Sie vor, wenn Sie Stücke arrangieren?

Meistens sehr klassisch, weil ich immer dem Original gerecht werden möchte. Es gibt aber auch andere Stücke wie Mozarts „Rondo alla turca“. Wenn man so eine Melodie hat, die wirklich alle kennen, dann kann man sich meiner Meinung nach mehr Freiheiten erlauben. Und das ist genau das, was ich bei meinen 24 Variationen darüber gemacht habe.

Wie würden Sie die musikalische Sprache Ihrer eigenen Kompositionen beschreiben?

Ich bin sehr in der Musik des Barock verwurzelt. Aber es gibt daneben auch Einflüsse aus dem Jazz oder aus der Filmmusik. Eben das, was ich privat gerne höre. Ich hatte immer schon Spaß daran, Altes mit Neuem zu kombinieren. Das gilt jetzt auch für dieses Konzert-Programm. Es ist sehr abwechslungsreich, hat für mich aber trotzdem eine innere Logik, die alles zusammenhält. Und ich hoffe, dass auch das Publikum seine Freude daran haben wird.

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