PREMIERE

Hochzeitstag mit Hindernissen

von Redaktion

Die Komödie im Bayerischen Hof zeigt „Hausmeister Krause“

Wurden die Pointen zu scharf abgeschossen? Szene mit Stephan Bieker, Irene Schwarz und Tom Gerhardt (liegend). © Claudia Topel

Das nennt man wohl Kontrastprogramm. Bei der Weihnachtspremiere der Komödie im Bayerischen Hof war mit der „Stillen Nacht im Amtsgericht“ noch der heimische Dialekt Trumpf. Doch zum Start ins neue Jahr wagt Münchens erste Adresse in Sachen Boulevardtheater den Sprung von der Isar an den Rhein. Daran lässt schon die Durchsage vor Vorstellungsbeginn keinen Zweifel, wenn sich Tom Gerhardt in seiner Paraderolle als „Hausmeister Krause“ höchstpersönlich zu Wort meldet. Und so viel gleich zur Vorwarnung: Wer hier sein Hanndi nit ausschalten tut, für den jeht et ab in den Zwinger. Zu den Kampfdackeln des Kölner Teckel Clubs 1881.

Auch in der Bühnenfassung der beliebten TV-Serie lautet das Motto nämlich: „Alles für den Dackel! Alles für den Club! Unser Leben für den Hund!“ Ein Schwur, der in Bayern durchaus Sympathie ernten dürfte, für Dieter Krause aber einmal mehr zum Verhängnis wird. Denn über den gewissenhaften Vorbereitungen zur nächsten großen Vereinssitzung vergisst er wieder einmal, dass am selben Datum eigentlich sein 20. Hochzeitstag zu feiern wäre. Was bei Ehefrau Lisbeth das Fass endgültig zum Überlaufen bringt.

Viel geändert hat sich also nicht seit den Hochphasen der Sitcom. Aber warum sollte man ein bewährtes Rezept ändern? Immerhin flimmerte „Hausmeister Krause“ bis 2010 acht Staffeln lang erfolgreich über die Fernsehschirme und wurde unter anderem mit dem Deutschen Comedy-Preis ausgezeichnet. Natürlich wird Tom Gerhardt immer noch mit frenetischem Auftrittsapplaus begrüßt, wenn er mit Bügelbrett unterm Arm und böse vor sich hin grummelnd über die Bühne stolpert. Als Krause macht ihm keiner etwas vor. Und man hat wirklich eine diebische Freude daran, ihm zuzusehen, wie er die kleinen Schwächen des despotischen Familienvaters und fanatischen Dackelliebhabers gnadenlos ausstellt. Ebenso wie die totalitären Züge des Vereinslebens.

Mit dabei ist zum Glück wieder Irene Schwarz als Lisbeth. Die Chemie zwischen ihr und Gerhardt war schon in der Serie der wichtigste Grundstein. Daran vermag das bestens aufeinander eingespielte Team nahtlos anzuknüpfen. „Hausmeister Krause“ ist keine Ein-Mann-Show, sondern lebt vor allem von den Funken, die zwischen Dieter und Lisbeth fliegen. Auch Irene Schwarz platziert ihre Pointen treffsicher und gibt uns endlich die Antwort darauf, warum Frauen in der Regel eine höhere Lebenserwartung haben. „Damit sie noch ein paar Jahre haben, um das Elend ihrer Ehe zu vergessen.“ Trotz solcher deftigen Sprüche lieben sich die zwei von ganzem Herzen und lassen dies unterschwellig immer durchblicken.

Trotzdem müssen sich beide ins Zeug legen. Denn mit Stephan Bieker steht ein weiterer umjubelter Publikumsliebling auf der Bühne, ohne den die Sache nur halb so viel Spaß machen würde. Was er als Dieters naiv unterwürfiger Freund Herbert abfeiert, ist schlichtweg grandios. Mit einer Mimik, die mehr sagt als tausend Worte. Nicht selten zündet ein Kalauer der anderen erst dann so richtig, wenn man seine verdutzten Reaktionen darauf beobachtet. Und an Zoten und Verwirrung mangelt es an diesem Abend nun wahrlich nicht. So wie es sich für ein gut gezimmertes Boulevardstück gehört. Das richtige Timing dafür bringen zum Glück auch Stefan Preiss und Franziska Ferrari mit, die beide gleich in mehrere Rollen schlüpfen, während sich Sohn Tommie lediglich kurz telefonisch aus dem Sauf-Urlaub meldet.

Nur auf einen muss man bei dieser wilden Sause leider verzichten. Auf Dieters treuen Kurzhaardackel Bodo, dessen Urne man in der Wohnung der Krauses einen mit Blumen und Kerzen umrahmten Schrein errichtet hat. Aber man kann sich trotzdem sicher sein, dass auch der Vierbeiner seinen Spaß haben dürfte, wenn er die Dummheiten des Herrchens nun mit Sicherheitsabstand von seiner Wolke im Hundehimmel aus beobachtet.
TOBIAS HELL

Vorstellungen

bis 8. Februar, Termine und Tickets unter www.komoedie-muenchen.de; Telefon 089/ 29 28 10.

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