Ein „Gewohnheitsverbrecher“ als „guter Mensch von Auschwitz“: Die Lebensgeschichte von Otto Küsel, die Sebastian Christ in seinem Buch „Auschwitz-Häftling Nr. 2“ erzählt, zeigt ähnlich wie die Biografie Oskar Schindlers, dass echte Helden nicht unbedingt Hollywood-Klischees entsprechen. Das NS-Regime nutzte Kriminelle als sogenannte Funktionshäftlinge. 29 dieser 30 „Berufsverbrecher“, die helfen sollten, das Vernichtungslager Auschwitz aufzubauen, verhielten sich so, wie es sich die Nazis wünschten: als korrupte Unterdrücker, die Juden, Sinti oder politische Häftlinge schlugen und quälten. Doch Küsel rettete Hunderten von Häftlingen das Leben, indem er sie vor der „Vernichtung durch Arbeit“ bewahrte. Seine in Deutschland weitgehend unbekannte Geschichte zeigt, dass Anstand selbst in der KZ-Hölle möglich war – ein wichtiges Buch gerade in Zeiten, da überall der Ungeist wieder auf dem Vormarsch ist.
KR
Sebastian Christ:
„Auschwitz-Häftling Nr. 2“. Theiss, 272 Seiten; 26 Euro.
★★★★☆ Lesenswert