Menschlich bleiben

von Redaktion

Jella Haases Rede wird zu dem Gesprächsthema der Feier des Bayerischen Filmpreises

Geehrt in der Kategorie „bester Nachwuchsfilm“: der Regisseur Aaron Arens. © Hörhager/dpa

Stolze Mama: Jella Haases Mutter Gundi (re.) herzt ihre Tochter nach der Preisverleihung im Prinzregententheater München. © Schneider-Press/TU

Man könnte so eine Dankesrede mit netten Grüßen an beste Freundin, Omi und Hund verplempern. Natürlich freute das beste Freundin, Omi und vor dem Fernseher hockenden Hund. Aber Jella Haase wollte am Freitagabend mehr. Wie berichtet, gewann die 32-Jährige im Münchner Prinzregententheater den Bayerischen Filmpreis in der Kategorie beste Darstellerin. Und wie berichtet, legte sie dann los mit einer Rede, die zu dem Gesprächsthema der anschließenden Feier werden sollte.

Den Großteil daraus haben wir auf dieser Seite abgedruckt (siehe Kasten). Denn Jella Haases Warnung vor vergiftender Rhetorik, vor Verrohung im Miteinander und Verharmlosen von rechtsextremen Äußerungen wirken am heutigen Tag es Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus umso dringlicher. Am Freitag dankte Haase der Bayerischen Staatskanzlei nicht nur für ihren Preis und die damit verbundene Sichtbarkeit – „sondern auch dafür, an diesem Abend öffentlich sprechen zu dürfen“. Denn sie möchte, dass ihre Worte gehört, respektive gelesen werden.

Ähnlich in Erinnerung wird eine weitere Dankesrede bleiben. Hans Block und Moritz Riesewieck erzählen in ihrem mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichneten Dokumentarfilm „Eternal You“ davon, wie durch Künstliche Intelligenz Kontakt mit längst Verstorbenen imitiert wird. Der Film ist auch ein Warnschuss, was durch KI künftig möglich sein wird und schon jetzt möglich ist. „Wir sehen an unseren Kolleginnen und Kollegen in den USA, was es heißt, wenn Künstler keine unabhängige Förderung bekommen, sondern auf das Wohlwollen von Mäzenen angewiesen sind. Dass sie nämlich auf einmal nicht mehr unabhängig diese wertvolle Arbeit machen können, sich mit Gegenerzählungen gegen den vermeintlichen neuen Mainstream zu stellen und den vermeintlichen neuen Zeitgeist kritisch zu hinterfragen.“ Ihre Warnung an die politisch Verantwortlichen, von denen an diesem Abend auch viele in den Publikumsreihen des Münchner Prinzregententheaters sitzen: „Und in so einer Situation auf die Idee zu kommen, an Kultur zu sparen – das heißt mit dem Feuer spielen.“

Am Sendlinger Tor sieht man, was geschieht, wenn Geld über Kulturliebe steht. Aaron Arens, für sein Debüt „Sonnenplätze“ geehrt in der Kategorie bester Nachwuchsfilm, holt erst im Sinne des Miteinander sein Team auf die Bühne, und erinnert dann mit einem öffentlichen Dank ans Sendlinger Tor Kino, „das unbegreiflicherweise nach 120 Jahren schließen musste“. Heftiger Applaus. Auf einer Gala, die nicht nur das Kino feierte – sondern mit deutlichen Worten daran erinnerte, dass ein jeder am Drehbuch der Geschichte unseres Landes im Kleinen mitschreiben kann.
KATJA KRAFT

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