Bleibt die Frage, was bemerkenswerter ist: Kaktus Einarssons stressbedingte Erkrankung, sein Umgang damit oder die Musik, die aus diesem einschneidenden Ereignis geworden ist. Der isländische Indie-Pop-Songwriter hatte sich in einer Situation befunden, die vielen bekannt vorkommen dürfte: Kleine Kinder, ein renovierungsbedürftiges Haus und sehr viele sehr hohe Rechnungen trafen auf ein Arbeitsleben, das per se nicht gerade wenig Zeit verlangt. Unter diesem Druck entschied sich Einarssons Körper nachzugeben. Der Musiker verlor nach einem Anfall die Kontrolle über Arme und Beine. Er hat sich noch nicht vollständig von den Folgen dieser von Stress verursachten neurologischen Störung erholt, mit diesem Album aber ein Plädoyer für Achtsamkeit aufgenommen. Aufgrund seines ruhigen Grundtons eignet es sich hervorragend zum Runterkommen: melodiöser, bisweilen meditativer Synth-Indie-Pop mit Lust auf Rock, was auch Fans von Neunzigerjahre-Britpop gefallen wird.
CU
Kaktus Einarsson:
„Lobster Coda“ (One Little Independent Records).
★★★★☆ Hörenswert