Gold oder Liebe?

von Redaktion

Ein seltener Genuss: Richard Strauss‘ „Danae“ an der Staatsoper

Alle träumen vom Gold: Danae (Malin Byström) soll reich heiraten, um die Schulden ihres Vaters zu begleichen. © Monika Rittershaus

Richard Strauss und München, das ist eine durchaus zwiespältige Geschichte. Natürlich zählt der berühmte Sohn der Stadt zu den unumstrittenen Hausgöttern an der Bayerischen Staatsoper. Seine größten Erfolge als Komponist feierte er aber vor allem in Dresden und Wien sowie in Salzburg. Dort erlebte 1952 auch „Die Liebe der Danae“ ihre posthume Uraufführung, nachdem es beim ersten Anlauf 1944 nur zu einer Generalprobe gekommen war, bevor der Krieg die Festspiele verhinderte. Bis heute bleibt Strauss‘ vorletzte Oper ein eher seltener Gast im Repertoire. Weshalb sich auch Regisseur Claus Guth in der Pflicht sieht, der das Spätwerk nun zurück auf die Bühne der Bayerischen Staatsoper holt.

Mit der Premiere am 7. Februar schließt sich für den bekennenden Strauss-Fan in mehrfacher Hinsicht ein Kreis. Denn bereits während seiner Studienzeit konnte er hier auf Vermittlung von August Everding 1988 ein Jahr lang hinter die Kulissen blicken. „Das war, als Wolfgang Sawallisch hier seinen großen Strauss-Zyklus gemacht hat. Damals habe ich quasi den Strauss-Virus aufgeschnappt. Und diese Musik jetzt wieder von diesem Orchester zu hören, und dann noch mit einem so differenziert arbeitenden Dirigenten wie Sebastian Weigle, ist einfach wunderschön.“

Die musikalischen Stärken der Oper sind unter Kennern unumstritten – während der Rückzug des Komponisten auf antike Sujets zuweilen auch kritisch betrachtet wird. So weltabgewandt, wie oft behauptet wird, sieht Claus Guth das Stück jedoch keineswegs. „Ich finde, gerade in einer Stadt wie München darf man sich bei Strauss auch gerne mal an das Randrepertoire trauen. Denn was hier an gesellschaftspolitischen Vorgängen beschrieben wird, finde ich hochinteressant.“ Ein Staat, der kurz vor der Pleite steht. Gläubiger, die Druck machen. Und ein König, dem als letzter Ausweg nur bleibt, die Tochter mit dem reichsten Mann der Welt zu verheiraten. Da stellen sich zwangsläufig Assoziationen zu aktuellen Ereignissen ein. „Das Konzept haben wir schon vor zwei Jahren erarbeitet. Aber bei Probenbeginn ist uns so richtig bewusst geworden, wie sehr uns die Welt mittlerweile eingeholt hat.“

Der Untertitel, den Strauss und sein Librettist Joseph Gregor dem Stück verpasst haben, scheint da nur bedingt zu greifen. Denn unter einer „heiteren Mythologie“ stellt man sich wahrscheinlich eher das vor, was Jacques Offenbach aus dem Göttervater Jupiter machte. Für Guth ist es bei Strauss eher ein bitteres Lachen. Doch es ist gerade diese Zwiespältigkeit, die „Danae“ für ihn so spannend macht. „Mich interessieren vor allem diese Schnittkanten. Wenn eine Comedy-Szene nahtlos in eine emotionale Verwirrungsgeschichte übergeht. Identität und Verwandlung sind ja ein zentrales Strauss-Thema. Was sehe ich in einem Menschen, und was ist er wirklich?“

Neben der Titelheldin, die am Ende dem männlichen Wunschdenken eine Absage erteilt, fasziniert den Regisseur besonders die Rolle des Jupiter, in den Strauss auch eigene Wesenszüge einfließen ließ. „Beim ersten Lesen wirkt es teilweise schon etwas aus der Zeit gefallen“, räumt Guth ein. „Aber wenn man genauer hinschaut, ist der Text ziemlich scharf und bitter. Dieser Versuch, die Vergangenheit noch mal hochleben zu lassen. Bevor Jupiter dann das Loslassen lernen muss.“

Eine amüsante Parallele ergibt sich da übrigens auch zu Guths letzter Staatsopern-Premiere, Händels „Semele“, deren Titelheldin hier zumindest als Nebenrolle noch einmal auf Jupiter treffen wird. Weshalb das Publikum die eine oder andere augenzwinkernde Referenz erwartet. Ernst wird es aber, wenn es um die magischen Elemente geht. „Ich bin jemand, der dem Rätselhaften gern seinen Platz einräumt. Ich denke, dass die Oper vielleicht auch deshalb so selten gespielt wird, weil die zentralen theatralischen Momente wie der Goldregen nur schwer zu knacken sind. Aber das muss man dann eben auch ernst nehmen und nicht einfach nur interpretieren. Gerade weil es für den Großteil des Publikums die erste Begegnung mit dem Stück sein dürfte.“
TOBIAS HELL

Vorstellungen

Die Premiere findet am Freitag, 7. Februar, statt. Weitere Aufführungen am 11., 15., 19. und 22. Februar sowie am 19. und 22. Juli. Karten unter staatsoper.de.

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