Manchmal bringt auch der Kritiker nichts Gescheiteres heraus als: „Boah!“ Angesichts der schieren Wucht, mit der der Song „In ’n out“ das einleitende Kneipengeraune beendet und über den Hörer hereinbricht. Die Kneipe ist der „Slugs’ Saloon“ in New York, er fasste in den Sechzigern regulär 75, irregulär 150 Menschen. Mit McCoy Tyner (Piano), Joe Henderson (Saxofon), Henry Grimes (Bass) und Jack DeJohnette standen hier 1966 vier Jazz-Musiker auf der Höhe ihres Könnens auf der Bühne. Sie preschen durch die 23 Minuten besagter Henderson-Komposition wie vier Rennpferde (allerdings ohne die Scheuklappen) – und zügeln sich auch während der folgenden vier Stücke nur selten. Der Saxofonist in Coltrane-Modus hart an der Grenze zum Abheben, der Drummer, als habe er kein Schlagzeug vor sich, sondern schwere Artillerie. DeJohnette war es auch, der die von vorne bis hinten naturgewaltigen Aufnahmen des Konzerts aus seinem Archiv fischte, woraufhin sie nun erstmals im Rahmen der Tone-Poets-Serie von Blue Note das Licht der Welt erblicken. Eine Wucht!
LÖ
McCoy Tyner & Joe Henderson:
„Forces of Nature: Live at Slugs’“ (Blue Note).
★★★★★ Hervorragend