Auf alles ein Auge, auf alles ein Ohr: Martha Argerich begeisterte ihr Münchner Publikum. © Adriano Heitman
Münchens Kammermusik-Freunde drängten sich am Dienstag im Herkulessaal: Kein Wunder, denn angesagt hatten sich Martha Argerich und Misha Maisky. Zu ihnen gesellte sich der 38-jährige russische Geiger Yossif Ivanow. Gemeinsam widmeten sich die drei zunächst dem Klaviertrio Nr. 39 G-Dur von Haydn. Hier war Martha Argerich die Chefin, die ein Auge auf alles hatte, und natürlich ein Ohr. Sie startete mit leichtem, kristallinem Klavier-Ton, und Violine sowie Cello schmiegten sich sanft daran. Im kantablen zweiten Satz sangen die drei auf einem Atem, oder begleiteten einander differenziert und wohl aufeinander angestimmt. Im Finale „all’Ongarese“ setzten sie dann deftige Akzente, wobei die Geige fast mit dem Klavier wetteiferte.
Beim turbulenten ersten Klaviertrio d-Moll von Mendelssohn-Bartholdy wies Maisky mit intensivem (Gesangs-)Ton zunächst den Weg. Es entwickelte sich ein dicht gefügtes Miteinander, in dem die immer wieder auf ihre Streicher-Kollegen schauende Argerich ihre Klavierläufe aufblitzen ließ. Nie nur hingefetzt, sondern immer wohlstrukturiert ging es im d-Moll-Trio zu, in dessen Finale das hüpfende Klavierthema sich immer wieder mitreißend durchsetzte.
Die Solo-Auftritte von Argerich und Maisky machten aus diesem wunderbaren Abend einen ganz besonderen. Maisky, der sich nach einer schweren Virus-Infektion mit fatalen Lähmungen an sein Instrument zurückgekämpft hat, spielte Bachs Erste Cellosuite. Mit behänder Linker und lockerer Bogenführung bewies er, dass er wieder an Bord ist und Bachs Tänze im weitgespannten Fluss oder auch rhythmisch akzentuiert beleben kann bis hinein in die spritzige Gigue.
Auch Martha Argerich, die seit vielen Jahren Solo-Auftritte meidet, setzte sich allein ans Klavier, um Bachs Partita Nr. 2 c-Moll zu interpretieren. Wie sie artikulierte, wie sie in den kontrapunktischen Verdichtungen die Leichtigkeit wahrte und die Durchhörbarkeit auch fürs Publikum herstellte, das war bezwingend. In der Sarabande fast kontemplativ, warf sie sich hernach in den virtuosen Ausklang. Jubel und Standing Ovations.
GABRIELE LUSTER