PREMIERE

Lauter Sauereien

von Redaktion

„Drei kleine Schweine im Krieg“ im Münchner Theater HochX

Schwein oder nicht Schwein, das ist hier die Frage! Im Theater HochX geht es derzeit saumäßig zu bei „Drei kleine Schweine im Krieg“. © Anna Gohmert

Am Anfang fällt klirrend ein Bild von der Wand, dann sieht man Stalin in alten Filmaufnahmen, und zu allem Überfluss gemahnt das Ambiente auch noch an einen Swingerclub: Nach hinten schließt den Raum ein glitzernd-schwarzer Lackvorhang ab, davor steht ein ebenso schwarzes Puppentheater-Gehäuse mit BlinkOrnamenten. Aber keine Angst, die Sauereien, denen dieses Bühnenbild im Münchner Theater HochX den Rahmen gibt, sind von ganz unerotischer Natur.

„Drei kleine Schweine im Krieg“ heißt Olga Prusaks Bühnen-Etüde, in der Ursula Berlinghof, Kateryna Bondarenko sowie Puppen-Bauerin Tine Hagemann drei putzige Plüsch-Schweinderl bewegen und mit Piepsstimmen sprechen lassen.

Doch anders als in der Märchen-Vorlage, wo die Ferkel vom bösen Wolf bedroht sind, erzählen die Puppen hier von drei kleinen Wölfchen, die vom großen bösen Schwein verfolgt werden. Was natürlich bezeichnend ist, denn anders als im Fernsehen, wo wir gesagt kriegen, wer die Guten und die Bösen sind, gerät diese Eindeutigkeit jetzt völlig durcheinander: Schwein oder nicht Schwein, das ist hier die Frage! Aber so was kennt man ja vom Theater, dieser Heimstatt der Rampensäue und vaterlandslosen Gesellen, die ihre defätistische Wehrkraftzersetzung als Kunst ausgeben. Schweinerei!

Auch die Dramaturgie gleicht, obwohl mit Lena Gorelik eine veritable Schriftstellerin dafür verantwortlich zeichnet, einem Saustall, denn es erschließt sich erst gegen Ende des Abends, worum’s hier in etwa geht – aber das ist auch gut so: Die Geschichte handelt von einem Puppentheater für Kinder irgendwo in Weißrussland (Belarus), dessen Ensemblemitglieder unterschiedlicher nationaler Herkunft sind, wobei sich die genauen Zugehörigkeiten wohl nur intimen Osteuropa-Kennern erschließen. Doch nach Beginn des Ukrainekrieges ploppen plötzlich gruselige Sätze in ihren zunehmend gereizten Gesprächen auf („Es geht um dein Volk!“), und per Video wird die Predigt eines Geistlichen eingespielt, der behauptet: „Der Krieg ist für die Buße.“

Da wirkt es fast entspannend komisch, dass der Puppentheater-Direktor, gespielt von Susanne Schröder, ein sehr, sehr alter Märchenonkel ist, der als Kind noch erlebt hat, wie „die Sowjets“ kamen – oder waren es die Amerikaner? Egal, jedenfalls haben sie „ausländisch gesprochen“. Naheliegend, dass der Greis sich über die modernen Zeiten aufregt, wo Kinder bloß noch „auf ihre Telefone schauen“ und das Puppentheater für Pipifax halten. Eine Auffassung, die diese Inszenierung von Caitlin van der Maas zumindest tendenziell widerlegt.
ALEXANDER ALTMANN

Nächste Vorstellungen

am 8. und 9. Februar; weitere Informationen und Karten unter
https://theater-hochx.de.

Artikel 4 von 11