Ein fingerfertiges Trio: The Great Guitars mit (v. li.) Bireli Lagrène, Martin Taylor und Ulf Wakenius. © The Great Guitars
Ob Flamenco, Gypsy Jazz oder im elektrifizierten RockMachismo: Bei keinem anderen Instrument scheint Virtuosität so selbstverständlich zum Markenkern zu gehören wie bei der Gitarre. Der Hochgeschwindigkeitsfetisch kann allerdings leicht zum sinnentleerten Selbstzweck werden, und auch The Great Guitars lassen im Münchner Prinzregententheater gar munter die Läufe perlen, erreichen aber auch in der B-Note für den künstlerischen Ausdruck meist noch ganz passable Werte.
Im Trio übernimmt der Franzose Bireli Lagrène häufig die Bassfunktion, während sich der englische Fingerstyle-Spezialist Martin Taylor und der Schwede Ulf Wakenius mit akkordischer Begleitung und solistischen Single-Note-Girlanden abwechseln. Dass der fingerfertige Dreier das Konzert mit einem Stück von Charlie Christian, dem Urvater der Jazzgitarre, eröffnet und mit dem Joe Zawinul-Hit „Birdland“ (in den sich kurz das Bonanza-Thema verirrt!) beendet, schlägt einen dramaturgisch durchaus sinnvollen Bogen. Ob Filmmusik von Henry Mancini oder Stevie Wonders „Isn’t she lovely?“: Alles ist gefällig-routiniert arrangiert, allzeit unterhaltsam auf der sicheren Seite. Natürlich erhält jeder auch sein Solo-Feature, und es werden alle möglichen Duo-Kombinationen durchgespielt, wobei Lagrènes Duett mit Wakenius über Charlie Parkers halsbrecherisch schnelles „Donna Lee“ der Höhepunkt ist.
Lagrène gefällt sich immer wieder als Faxenmacher und Publikumsanimateur, während Taylor und Wakenius ausführlich Anekdoten ihrer Ex-Arbeitgeber Stéphane Grappelli und Oscar Peterson zum Besten geben. So gerät der Abend gleichermaßen zur umarmenden Geste für Jazz-Nostalgiker wie zum stilübergreifenden Griffbrett-Schaulaufen für Gitarrenfans
REINHOLD UNGER