Wer Noëlle Kröger in der vergangenen Woche im Münchner Literaturhaus erlebt hat, bekam einen Eindruck davon, wie viel theoretische und ästhetische Recherche und Vorarbeit in „Meute“ steckt. Doch selbst wer nicht im Publikum gesessen hat, weiß nach der Lektüre dieser Graphic Novel, dass sich die Mühen gelohnt haben. Das Buch spielt am Ende des 19. Jahrhunderts in einer französischen Kleinstadt. Im dortigen „Institut für Zeitgenössische Wissenschaften“ wurde der erste lebende Werwolf gefangen genommen. Margot ist die erste Frau, die hier ihr Praxissemester leisten darf – eine Außenseiterin in der Welt der Männer. Eine Erfahrung, die jener des Werwolfs nicht unähnlich ist. Kröger kennt das Genre und erzählt wunderbar spannend nach dessen Regel. Im Subtext wird hier aber auch das Schicksal von Minderheiten in einer Gesellschaft (in diesem Fall: der Transmenschen) verhandelt. Künstlerisch und inhaltlich auf jeder Seite überzeugend.
LEIC
Noëlle Kröger:
„Meute“. Reprodukt, 232 Seiten; 26 Euro.
★★★★★ Hervorragend